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ESV Bergwitz: Hallervordens Stadion?

Presse Team, 01.07.2016

ESV Bergwitz: Hallervordens Stadion?

Hallervordens Stadion?

FUSSBALL Ex-Gartendirektor soll die Parkanlage am Sportplatz konzipiert haben.

VON MICHAEL HÜBNER

BERGWITZ/MZ - Heidrun Weise lässt nicht den geringsten Hauch eines Zweifels gelten: "Das ist historisch belegt!" Die Vorsitzende des Vereins Bergwitzsee und Heide wirbt "mit Fußballplätzen umgeben von einer beeindruckenden Parkanlage, die vom Landschaftsgärtner Hallervorden angelegt wurde".

"Das habe ich selbst recherchiert. Dazu habe ich mit mehreren Zeitzeugen gesprochen", sagt die Expertin in Sachen Tourismus-Marketing auf MZ-Anfrage. Stimmt das, hat die Frau eine historische Sensation entdeckt. Denn Hans Hallervorden (1872 bis 1965) ist alles andere als ein Unbekannter. Der Großvater vom TV-Star Dieter Hallervorden gehört in seiner Zeit auch zu den Prominenten. Er ist von 1922 bis zu seiner Entlassung 1938 und dann noch einmal nach Kriegsende 1945 als exzellenter Fachmann für Pflanzen und Parkgestaltung der Chef im Wörlitzer Gartenreich. Er ist maßgeblich daran beteiligt, die ursprüngliche Schönheit der Landschaft wiederherzustellen und zu erhalten. Und sein berühmter Enkel hat sein Talent geerbt und praktiziert in seinem französischen Sommersitz die urwüchsige Gartenkunst seines Großvaters. Und noch eines verbindet das Hallervorden-Duo: Die Männer zeigen Flagge gegen rechte Gewalt. Dieter Hallervorden nutzt dazu seine künstlerische Mittel, und sein Großvater schreibt am 9. November 1938, als in Deutschland jüdische Gebäude und Geschäfte in Flammen aufgehen, Geschichte. Hallervorden verhindert einen Brandanschlag auf die Wörlitzer Synagoge. Er beobachtet zwei Gestalten mit Benzinkanistern und Holzwolle durch seinen Park schleichen. Als das Duo in die Synagoge eindringt, schließt Hallervorden geräuschvoll die Tür. Die Brandstifter in spe erschrecken und verzichten auf das Feuer, um sich selbst nicht zu gefährden. Nach einer Weile öffnet der Gartendirektor die Tür und jagt die beiden mit forschem Auftritt zum Teufel. Hallervorden wird tags darauf entlassen.

Nun soll er also noch in seiner Amtszeit in Wörlitz die Parkanlage am Sportplatz in Bergwitz konzipiert und angelegt haben. "Das ist mir neu", gesteht Kembergs Bürgermeister Torsten Seelig (CDU) und wundert sich, dass bisher die Öffentlichkeit davon keine Kenntnis genommen hat. Dabei sei ein Park von Hallervorden in Bergwitz aber durchaus auch ein Pfund, mit dem man wuchern könnte.

"Sehr interessant", kommentiert Mario Göttert die Hallervorden-Story. Der Mann ist nicht nur der aktuelle Trainer des Aufsteigers zur Kreisoberliga, sondern das Urgestein im Bergwitzer Fußball schlechthin. Er kennt nicht nur jeden Grashalm, sondern hat auch schon die Historie des Vereins erforscht. Gemeinsam mit dem Ortschronisten Herbert Hoch hat er sich noch einmal die historischen Unterlagen angeschaut. Demnach ist die Vergangenheit zwar deutlich unspektakulärer, aber immer noch höchst interessant.

"Der damalige Ingenieur Heßler vom Braunkohlenwerk war 1936 mit in Berlin zur Olympiade und verliebte sich in die Anlage des Stadions. Da am 14. Februar 1936 die Ziegelei abgebrannt war, war nun Raum für einen Sportplatz. Direktor Danert war im Urlaub. In vier Wochen wurde mit Gärtner Schulze aus Liebenwerda und etwa 50 Arbeitern aus Fabrik und Grube der Sportplatz angelegt. Leider durfte dieser Platz nur vom Werk benutzt werden. Die sportliche Leitung im Werk hatte Fritz Kühn. Somit hatte Bergwitz zu dieser Zeit drei Sportplätze: am Werk, am Friedhof und am Lager (Arbeitsdienst)", steht dazu in der Bergwitzer Chronik, in der der Name Hallervorden nicht auftaucht.

Und so sieht Göttert zumindest vorerst keinen Grund, den Schauspieler Dieter Hallervorden - der sehr gern und oft in Wörlitz und Dessau auf den Spuren seines Großvaters lustwandelt - zum Fußball nach Bergwitz einzuladen. So etwas müsse vorher eindeutig verbrieft sein. Und selbst dann, warte noch jede Menge Arbeit auf Stadt, Verein und jeden einzelnen Kicker. Stichwort sei hier die Pflege der Anlage. Götterts Botschaft ist eindeutig: Wer für sich ein Zugpferd gewinnen möchte, muss auch etwas anbieten.

Bergwitz habe zwar tatsächlich eine idyllische Anlage, aber in anderen durchaus wichtigen Punkten auch noch etwas Nachholbedarf. "Die Fußballer interessieren sich nicht für eine schöne Parkanlage am Sportplatz, sondern für den Rasen, auf den sie spielen", sagt Göttert. Und da sieht der Experte im Landkreis Wittenberg Annaburg, Elster und Lebien eben noch ganz vorn.

KREISOBERLIGA

Chef erwartet ein "Hauen und Stechen"

Siegfried Ockert, der Geschäftsführer vom Kreisfachverband Fußball, erwartet von der neuen Saison ein "Hauen und Stechen". Der Grund ist die Reduzierung der Teams in der Kreisoberliga ab dem Spieljahr 2017/18 von 16 auf 14. "Wir erfüllen damit einen Wunsch der Vereine", sagt Ockert auf MZ-Anfrage. Er rechnet mit einen dramatischen Kampf um den Klassenerhalt und mit mindestens vier Absteigern. Diese Zahl kann sich sogar noch erhöhen, wenn Vereine aus dem Kreis Wittenberg die Landesklasse verlassen müssen.

Für den Aufsteiger Bergwitz ist diese Konstellation nicht gerade günstig. "Wir wollen selbstverständlich die Klasse halten", gibt sich Trainer Mario Göttert kämpferisch. Der Neuling bemüht sich bis zum Schluss der Transferzeit am heutigen Donnerstag noch um Verstärkungen für das Team.


Quelle:MZ