Echter Männergarten-Amtsgasse 48 in Wörlitz bei Schröters
Presse Team, 09.08.2016

"Ja unser Moppel ist sozusagen eine Eierlegende Wollmilchsau, ein Multitalent. Neben seiner Hauptaufgabe sich um den Sportplatz in Wörlitz zu kümmern, seinen Nebenjob als Glöckner im Glockenturm zu St. Petri, ist er auch leidenschaftlicher Wildgärtner und ist auch im einarmigen Reißen ein olympischer Held..."
Aus dem Landkreis
Echter Männergarten
OFFENE GÄRTEN Hinter der Amtsgasse 48 in Wörlitz lassen Schröters die Natur wachsen und greifen nur behutsam ein. Das Ergebnis ist ein kleiner Park.
VON ILKA HILLGER
WÖRLITZ/MZ - Das ist ein Männergarten. Da sind sich - wie könnte es anders sein - am Sonntag in der Wörlitzer Amtsgasse 48 vor allem die Männer einig. Ein Männergarten "ist nichts für Perfektionisten, da würde man sonst verrückt werden", fühlt sich Rainer Benedix im Grünen richtig wohl. Der Gartenbesitzer, Hartmut Schröter, kann seinen Gast sehr gut verstehen. Er nennt seine gut 1 000 Ouadratmeter hinterm Haus auch "Faulenzergarten", und das beschreibt die langgestreckte Fläche mit Bäumen, Lichtungen und Buschwerk sehr passend. Denn Schröter lässt wachsen. "Wenn es mal wieder zu viel wird, schneide ich was weg."
Seine Devise erklärt er an diesem Tag all jenen, die durch die Toreinfahrt in die grüne Idylle gekommen sind und eine Runde in den offenen Gärten des Landkreises Wittenberg drehen. Rainer Benedix ist aus Dessau-Mildensee in die Parkstadt gekommen. Am Wochenende zuvor hat der Rentner selbst beim Dessauer Pendant dieser sommerlichen Veranstaltungsreihe seine Türen geöffnet. 216 Besucher kamen zu ihm, nun holt er sich mit seiner Frau bei den gleichgesinnten Gartenfreunden Anregungen. "Seitdem man die Termine über den ganzen Sommer gelegt hat, kann man sich auch mal gegenseitig besuchen", freut er sich. "Andere Köche kochen auch gut, so lassen sich Ideen sammeln." Der Blick von Rainer Benedix fällt auf das Insektenhotel, das in die Mauer eingelassen ist. "Das baue ich mal nach, eine gute Beschäftigung für den Winter", kündigt der Dessauer an.
Gebaut hat Gartenbesitzer Hartmut Schröter freilich nicht nur dies. Über viele Jahre waren das Haus und Grundstück eine einzige Baustelle. Schröter hat hier mit seinen Eltern schon als Kind gelebt, erst zur Miete, dann zogen die Eltern aus und ins Haus der Großeltern, der Sohn blieb und kaufte 1988 den historischen Bau, der das einstige Gesindehaus neben dem Gutshaus ist.
"Mitte der 90er Jahre habe ich dann mit dem Ausbau und der Sanierung begonnen. Das hat einige Zeit gedauert", erzählt Schröter. Das Großprojekt, bei dem auch die Denkmalpfleger mitredeten, ist inzwischen inklusive einer kleinen Ferienwohnung längst abgeschlossen und auch der Garten hat sich gewandelt.
Schröter zeigt das seinen Besuchern am Sonntag auf alten Fotos. Wiese, Obstbäume, Beete sieht man da. In mehr als 20 Jahren ist daraus ein kleiner Park mit geschlungenen Wegen geworden, der erst beim Gartenhaus in der parallel liegenden Grabengasse ein Ende hat. Dort töpfert die Untermieterin und ihre Arbeiten nebst allerlei Steinzeug und alten Gerätschaften aus der Landwirtschaft sind in Schröters Garten verteilt.
"Was in den Kübeln und Töpfen steht, muss nur in den Wintergarten", sagt der Wörlitzer. Das ist noch einmal eine anstrengende Aktion, aber damit wäre der größte Aufwand, der in diesem Gartenjahr noch ansteht, bei Schröters auch schon erledigt. Der 63-Jährige findet das gut so, hat er doch noch den Sport als zeitraubendes Hobby. "Für uns muss es deshalb einfach etwas pflegeleichtes sein", sagt er und erntet dafür von den männlichen Besuchern ein zustimmendes Kopfnicken. Wenn das die Frauen anders sehen, dann schweigen sie und warnen höchstens vor dem Haufen von Hund Oskar. Die Tretmine liegt gut getarnt im hohen Gras. "Rasenmähen habe ich nicht geschafft, beim Fußball hat es am Sonnabend länger gedauert", lacht Schröter. Genauso funktioniert ein Männergarten.
Der Garten in der Wörlitzer Amtsgasse 48 kann am 21. August von 10 bis 18 Uhr besucht werden. Am 14. August und am 18. September öffnet Karma Retzke in Wüstemark 60. Informationen im Netz: www.kraeuter-querbeet.de
"Für uns muss es einfach etwas Pflegeleichtes sein."
Hartmut Schröter
Rentner
Quelle:MZ