Happy End nach Horrorstart
Lars Ries, 21.08.2015

EUROPA-LEAGUE-QUALIFIKATION Borussia Dortmund kann eine schon verloren geglaubte Partie beim norwegischen Außenseiter Odds noch drehen.
VON FELIX MEININGHAUS
SKIEN/MZ - Thomas Tuchel stand am Rande der Mixed Zone und schüttelte ungläubig den Kopf. So wie Dortmunds Trainer ging es jedem, der gestern Abend Zeuge von dem wurde, was sich gerade auf dem Kunstrasen der Skagerak Arena im norwegischen Städtchen Skien ereignete: Der krasse Außenseiter Odds BK führte schon nach 22 Minuten gegen desolate Dortmunder mit 3:0, die im Hinspiel der Playoffs um den Einzug in die Gruppenphase der Europa League geradewegs auf eine Katastrophe zusteuerten.
"Ein langer Weg zurück"
Am Ende minimierte der BVB vor 12 446 Zuschauern den Schaden beim 4:3 (1:3) zwar, dennoch dürfte der Auftritt in der ersten halben Stunde für akuten Gesprächsbedarf sorgen. "Am Anfang war es wie in einem schlechten Film", kommentierte Kapitän Mats Hummels nach dem Abpfiff das unglaubliche Spiel, "aber wichtig war es, dass man sich aus solch einem Katastrophenstart noch herauskämpft."
Ähnlich wertete BVB-Trainer Thomas Tuchel das verrückte Geschehen auf dem Rasen: "Das wollten wir so nicht haben. Es war nach dem 0:3 ein langer Weg zurück. Aber wir haben Moral bewiesen."
Das Spiel begann mit einem Paukenschlag, nach handgestoppten 13 Sekunden ging der Gastgeber durch Jone Samulsen in Führung, die Borussia stand noch gar nicht richtig auf dem Platz und lag schon hinten. Shinji Kagawa hätte das Spiel sofort egalisieren können, doch sein Schuss klatschte an die Latte.
Dem Spiel des Revierklubs fehlte Tempo und Überzeugung, zudem leistete sich die Hintermannschaft krasse Aussetzer. Bei Nordkvelles 2:0 schlief die Innenverteidigung, beim 3:0 durch Espen Ruuds Freistoß aus 30 Metern patzte Torhüter Roman Weidenfeller.
Dortmund wirkte geschockt, Henrich Mchitarjans Pfostenschuss nach einer halben Stunde war ein erstes Zeichen. Pierre-Emerick Aubameyang erzielte den ersten Treffer.
"Das ist Wahnsinn und natürlich insgesamt zu wenig, was wir hier bieten", klagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bei der ARD in der Halbzeit. "Egal, mit welcher Mannschaft wir hier auflaufen, müssen wir das Spiel beherrschen", fügte er mit Verweis auf die starke Rotation im Team an.
Der Wunsch des Vereinschefs nach einer Trotzreaktion ging nur zwei Minuten nach Wiederanpfiff in Erfüllung. Mit einer Direktabnahme verkürzte Kagawa auf 2:3 und brachte sein Team damit zurück ins Spiel.
Aubameyang trifft zweimal
Es war der zweite Schritt auf dem Weg, die Blamage abzuwenden. Ilkay Gündogan hätte den Ausgleich erzielen können, doch sein Schlenzer landete Zentimeter neben dem Pfosten.
Der BVB war nun dran. Aubameyang knallte den Ball an den Pfosten, am Ende passierte es vier Mal, dass ein Dortmunder Tor durch Aluminium verhindert wurde. In der 77. Minute machte es der Gabuner besser und erzielte den Ausgleich. Fünf Minuten vor Schluss traf Mchitarjan per Kopf zum Endstand.
Die Borussia hat das Desaster zwar abwenden können, doch die Dienstreise in die beschauliche Provinz Telemark, die hat sich der Bundesligist anders vorgestellt.
"Am Anfang war es wie in einem schlechten Film."
Mats Hummels
BVB-Kapitän
Quelle:MZ