SV Grün-Weiß Wörlitz e.V.
Dein Verein in der Parkstadt seit 1863

In Parallelwelten

News Team, 07.09.2015

In Parallelwelten

NATIONALMANNSCHAFT Mario Götze blüht im DFB-Trikot auf. Bei den Bayern spürt er dagegen kein Vertrauen. Nun gibt es wieder Lobeshymnen auf den WM-Helden.

VON FRANK HELLMANN

FRANKFURT (MAIN)/MZ - Wenn wirklich die Stimme der Fans entscheidet, dann hat Jonas Hector sich weit vor Mario Götze geschoben. Von den Stimmen, die auf der Verbandshomepage bis Sonntagmittag zur Wahl zum "Spieler des Spiels" aus dem EM-Qualifikationsspiel gegen Polen (3:1) eingingen, entfielen stolze 55 Prozent auf den zweifachen Torvorbereiter. Jener Akteur, der als zweifacher Torschütze indes zum Matchwinner avancierte, Mario Götze, erhielt knapp 25 Prozent. Doch die Erklärung hat wenig mit Sympathie und Antipathie für den einzelnen Spieler oder gar den 1. FC Köln und FC Bayern zu tun. Sondern mit der Aktion, die Hector am Samstag im Frankfurter Stadtwald erledigte, wo der Fanclub Nationalmannschaft ganztätig ein großes Fan-Turnier veranstaltete, zu dem der 25-Jährige als Stargast erschien. Der Linksverteidiger machte beim Fan-Talk mit, schrieb Autogramme, gab sich volksnah.

Klar, dass sein Erscheinen ihm vor Ort reichlich Sympathien und Stimmen einbrachte. Götze wird es verkraften können, dem Kollegen den Vortritt zu lassen. Wann sind ansonsten so viele Plädoyers für den 23-Jährigen erklungen wie vor der heutigen Aufgabe in Glasgow gegen Schottland? "Mario hatte jetzt medial viel Aufmerksamkeit - und stand zu Unrecht in der Kritik. Er ist einfach ein großartiger Fußballer. In Dortmund wissen wir das sowieso, ich denke aber, dass das alle anderen auch wissen", erklärte sein ehemaliger Vereinskollege Mats Hummels. Manuel Neuer ergänzte, dass Götze zuletzt auch in München "super trainiert hat". Der Schlussmann: "Es war nicht immer einfach für ihn, aber man hat gesehen, dass er für die Nationalmannschaft und den Verein ein ganz wichtiger Spieler ist."

Warum sich der 46-fache Nationalspieler Götze und der 145-fache Bundesligaspieler Götze in zwei Parallelwelten bewegen - der eine vor Selbstvertrauen strotzend, der andere von Selbstzweifeln geplagt - darauf hat Oliver Bierhoff am Samstagabend via TV erhellende Hinweise gegeben. Den Nationalmannschaftsmanager haben "einige Unterstellungen zuletzt sehr geärgert". Darstellungen, teils vom Finalhelden aus Rio selbst in den sozialen Netzwerken verbreitetet, "die ihn in schönen Situationen oder mit der hübschen Freundin" gezeigt haben, hätten den Eindruck erweckt, "dass einer das Leben genießt". Bierhoff: "Daraus entsteht ein öffentliches Bild, das nicht der Wahrheit entspricht." Vom abgehobenen, schnöseligen Jungstar, der glaubt, ausgesorgt zu haben. Diesem Trugschluss tritt die sportliche Leitung bei der Nationalmannschaft gerade viel energischer entgegen als sein Arbeitgeber. "Mario ist derjenige, der im Hotel bleibt und Sonderschichten schiebt", betonte Bierhoff. Die sportliche Wertschätzung bei Joachim Löw ist verbürgt - Götze hat jedes Länderspiel seit dem traumhaften WM-Endspiel im Maracanã mitgemacht. "Mario hat sich wahnsinnig viel bewegt. Er hat Tiefe geschaffen, er hat sich gut gelöst, war immer anspielbar, ist viel gelaufen", lobte nun erneut der Bundestrainer, der dem Spieler weit mehr vertraut als Pep Guardiola beim FC Bayern. So diente der Doppelpack als Antwort auf die Debatte, welchen Weg der Hochbegabte selbst wählen will. "Wir haben vorn nicht viele Alternativen", stellt Bierhoff heraus. Wohlwissend: In dieser Verfassung ist die Nummer 19 als "falsche Neun" fast schon unentbehrlich. "Ich konnte der Mannschaft helfen. Es gibt schlechtere Tage", stellte Götze gegen Mitternacht nach der Dopingkontrolle mit einem zufriedenen Grinsen heraus. "Es ist immer schön, wenn man Vertrauen spürt. Das spüre ich grundsätzlich immer, wenn ich bei der Nationalmannschaft bin."

Erkennbar das Bemühen um eine bessere Außendarstellung. Offenbar hat der Ausnahmekicker wichtige Ratschläge empfangen. Nach mehrfacher Aussage beschäftige er sich mittlerweile "24 Stunden am Tag mit Fußball". Dann wird er auch schon wissen, dass er die Leistung vom Freitag am besten gleich heute im Hampden Park von Glasgow bestätigt.

Das Spiel in Schottland wird heute, 20.45 Uhr, von RTL übertragen.

Das Spiel im Live-Ticker unter:

www.mz-web.de/ticker

"Mario stand zu Unrecht in der Kritik."

Mats Hummels

Nationalspieler

EM-QUALIFIKATION

Boateng und Götze sind die Dauerbrenner

Mario Götze, Jerome Boateng und Lukas Podolski sind die einzigen Fußball-Nationalspieler, die Bundestrainer Joachim Löw in allen sieben bisherigen Partien der EM-Qualifikation eingesetzt hat. Insgesamt brachte der Bundestrainer vor der Partie heute in Glasgow gegen Schottland 29 Akteure in der Ausscheidungsrunde ein. Hier die Auflistung aller Akteure mit mindestens drei Einsätzen.

Name Verein Sp. Min.

Jerome Boateng FC Bayern 7 630

Mario Götze FC Bayern 7 570

Lukas Podolski G. Istanbul 7 197

Manuel Neuer FC Bayern 6 540

Thomas Müller FC Bayern 6 535

Toni Kroos Real Madrid 6 528

Karim Bellarabi Leverkusen 5 408

Mats Hummels Dortmund 4 360

Erik Durm Dortmund 4 341

Jonas Hector 1. FC Köln 4 289

Sebastian Rudy Hoffenheim 4 274

André Schürrle Wolfsburg 4 253

Max Kruse Wolfsburg 4 174

B. Schweinsteiger ManUnited 3 270

Mesut Özil FC Arsenal 3 270

QUELLE: DPA


Quelle:MZ