Verdorrter Rasen in Bad Kösen Fußball-Klub darf neuen Brunne
Presse Team, 07.08.2018

Verdorrter Rasen in Bad Kösen Fußball-Klub darf neuen Brunnen nicht nutzen
Von Harald Boltze
04.08.18, 10:10 Uhr
Bad Kösen -
Auch wenn sich viele Platzwarte alle Mühe geben: Die meisten Fußballplätze der Region haben unter der seit Monaten anhaltenden Dürre-Periode mächtig gelitten. Doch eine Sportfläche ragt meilenweit heraus: die gelb-braune Stoppelwiese auf der Bad Kösener Zinner-Sportstätte.
„Willkommen beim 1. FC Kasachstan“, scherzt Rainer Hase, Abteilungsleiter des Clubs und Sportstätten-Pächters Blau-Weiß Bad Kösen. Doch selbst Hase vergeht bei diesem Thema das Lachen. Denn obwohl gleich neben dem Fußballplatz ein neuer, bestens funktionierender Brunnen existiert, hat der Rasen seit vielen Wochen (außer durch die seltenen Regentropfen) kein Wasser gesehen. Viele interessierte Bad Kösener wissen das, schütteln nur mit dem Kopf, werden wütend, und so ist es Hase, der immer wieder beruhigen muss.
Aber von vorn: Seit Jahrzehnten haben die Kurstädter große Probleme, ihren Platz in sattem Grün zu halten. Man beschloss: Ein eigener Brunnen muss her. Die Stadt Naumburg zeigte sich als Eigentümer des Geländes kooperativ.
Brunnen in Bad Kösen: Es fehlte die Genehmigung
Eine Finanzierung wurde auf die Beine gestellt, und Blau-Weiß konnte sich im vergangenen Jahr eine Brunnenbohr-Firma suchen. Die drang alsbald nahe des Sportlerheims ins Erdreich vor und fand sprudelndes Nass. Alles bestens. Schien es. Bis herauskam, dass durch ein Missverständnis weder Verein noch Firma eine Genehmigung der Unteren Wasserbehörde eingeholt hatten.
Nun gut. Galt es also, diese nachträglich zu besorgen. Doch die Behörde stellte sich quer. Nicht aus Trotz, sondern auf Anweisung des Landesbetriebes für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt. Der betreibt seit 2007 auf dem Sportgelände, und nur 20 Meter vom neuen Brunnen entfernt eine „Grundwassergüte-Messstelle“.
Und die Wasserentnahme „nebenan“, haben Geologen festgestellt, beeinflusst oder wenn man so will „verwässert“ die Grundwasser-Analyse. Kurzum: Der Landesbetrieb untersagte dem Verein die Benutzung des Brunnens. Und was im regenreichen Sommer 2017 noch ertragbar war, führte nun zur gelb-braunen Steppenlandschaft.
Wasser-Ärger in Bad Kösen: „Es ist ein Interessenkonflikt, der hier herrscht“
Rainer Hase ist bedient, zeigt sich aber zumindest fair. „Die Behörde hat legitime Argumente. Es ist ein Interessenkonflikt, der hier herrscht.“ Hase ist dankbar, dass Stadt und Land seit 2017 mit nach einer Lösung suchen. Das einzige, das ihn ärgert: Es geht nicht voran.
100.000 Liter Wasser, so rechnet Hase vor, bräuchte er in der Trockenperiode pro Woche zum Wässern. Aus der Leitung kann das der Verein nicht bezahlen. Es geht nur per Brunnen. Lösungsvarianten liegen auf dem Tisch: Zum einen könnte Blau-Weiß einen neuen Brunnen, mindestens 120 Meter entfernt bauen. Doch dort bräuchte es eine neue, teure Zisterne. Denkbar auch, dass die Messstelle verlegt wird. Doch bräuchte es ein naheliegendes, öffentliches Gelände. Und wer bezahlt das Ganze eigentlich?
Für Blau-Weiß Bad Kösen ist das Vereins-Jubiläum in Gefahr
Fragen, die schnell geklärt werden müssen. Im Sommer 2019 will Blau-Weiß das „Hundertjährige“ feiern, auf sattem Grün. „Wenn man da einen hochkarätigen Gegner einladen will, blamiert man sich ja sonst“, so Hase, der die Sportstätte dank vieler fleißiger Helfer generell gut in Schuss halten kann.
Und der aktuelle Rasen? „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass er sich immer irgendwann erholt. Da wir aber nur einen Platz haben, gehen dort schon bald wieder zig Mannschaften in Training und Spiel drüber. Das wird bei der Regeneration nicht helfen“, meint Rainer Hase nachdenklich.
Quelle:MZ