WITTENBERG/MZ Norman Henschel macht eine klare Ansage: „Heute keine Interviews“. Na ja, befindet der 30-Jährige, in der Zeitung könne dann doch stehen, dass in Trebitz fleißig trainiert werde. Tatsächlich halten sich drei Kicker vom Fußball-Landesligisten an diesem Samstagnachmittag fit. Es werden ein paar Bälle auf ein Kleinfeldtor geballert. Eigentlich steht das Punktspiel vor den eigenen Fans gegen Naumburg auf dem Programm. Dafür ist alles bestens vorbereitet. Trainer Matthias Kleffe hat den Gegner bei der Partie in Friedersdorf studiert. Auch meteorologisch passt es: sieben Grad, frühlingshafter Sonnenschein. „Da wären sicherlich ein paar Zuschauer mehr gekommen“, mutmaßt die kleine Männerrunde. Die Trebitzer haben im Kreis in dieser Saison die meisten Besucher begrüßen können. Am Samstag kommt keiner. Der Landesverband hat den Spielbetrieb ausgesetzt (die MZ berichtete). Dafür wird in Trebitz für Samstag um 13.30 Uhr Training angesetzt. „Wir wollten nach den Übungseinheiten die Bundesliga-Konferenz schauen“, erklärt das Trebitzer Urgestein Siegfried Ockert. Doch auch bei den Profis rollt der Ball nicht. Wer derzeit Live-Fußball im Stadion sehen möchte, muss weite Strecken zurücklegen, meinen die Experten. Die Länder, die dafür in Frage kommen, haben aber für Deutsche die Grenzen geschlossen oder verlangen ein Visa.
Rasenpflege als Alternative
Dass die Trebitzer noch am Freitagabend ihre Trainingspläne zu den Akten legen, hat aber nichts mit dem großen oder sogar internationalen Fußball zu tun. „Das Training fällt aufgrund der Corona-Situation nun bis einschließlich nächste Woche bei uns komplett aus“, informiert Christian Pflug. Der 29-Jährige ist am Samstag nicht vor Ort. Er wird auf Arbeit gebraucht. Auch Kleffe bestätigt, dass die Absage „aufgrund der Lage“ gefällt worden sei. Trotzdem gibt es auch in Trebitz Pläne für die nächsten Tage. „Ich werde Düngen, Beregnungsanlage anstellen, und schönes Wetter ist ja auch angesagt“, so Ockert.
Rasenpflege ist möglicherweise auch anderenorts eine Alternative. „Wir möchten auch alle Vereine bitten, dass sie zum laufenden Trainingsbetrieb sehr verantwortungsvolle Entscheidungen treffen“, postet der Fußball-Kreisfachverband (KFV) am Freitag auf seiner Homepage eine Mitteilung des Landesverbands. Das ist aber kein generelles Trainingsverbot, erklärt auf MZ-Anfrage KFV-Spielausschusschef Andre Göricke am Sonntag. „Die Entscheidung bleibt jedem Verein selbst überlassen“, sagt Göricke. Höchste Priorität habe aber die Gesundheit der Kicker.
„Wann das nächste Training ist, ist komplett offen. Wir warten ab, wie sich die Lage weiterentwickelt und was die Stadt entscheidet. Wir wollen ja alle kein Risiko eingehen“, erklärte Tobias Klier, der Trainer vom Verbandsligisten Eintracht Elster. Auch beim Landesligisten Piesteritz berät am Sonntag der Vorstand. „Wir bewerten die Situation immer wieder neu“, sagt FC- und KFV-Präsident Achim Golly. Nach seinen Angaben haben aber Eltern den Wunsch geäußert, den Trainingsbetrieb aufrecht zu erhalten.
Das Votum dafür oder dagegen wird offensichtlich nicht nur im Volkspark gefällt. In Wittenberg droht ein generelles Sportstättenverbot. „Wir treffen am Montag um 8 Uhr eine Entscheidung“, kündigt am Sonntag Wittenbergs Oberbürgermeister Torsten Zugehör an. Nachbar-Kommunen haben ihre sportlichen Einrichtungen bereits geschlossen. Das ist aber nicht gleichzeitig ein Trainingsstopp, wie die Dessauer Handballer beweisen. In der Muldestadt sind die Sportstätten vorerst für 14 Tage zu. Am Freitagabend haben sich Trainer Uwe Jungandreas mit seinen Spielern und der sportlichen Leitung des Dessau-Roßlauer Handballverein (3. Liga) noch einmal zusammengesetzt, um die nächsten Vorgehensweisen zu besprechen. Trainer und das Team haben sich darauf geeinigt, erst einmal weiter zu trainieren - nur halt anders als sonst. In dieser Woche will Dessau-Roßlau viermal im athletischen Bereich arbeiten. Mit Läufen und im Fitnessstudio, „so lange es noch offen ist“, meint Jungandreas. An Montagnachmittag soll es mit einem Lauf losgehen. „Wir bewerten die Situation aber von Tag zu Tag noch einmal neu“, erklärt der Cheftrainer. Dagegen hat Fußball-Verbandsligist Dessau 05 das Training ausgesetzt.
HBC wagt eine Satire
Auch der HBC Wittenberg aus der Anhalt-Liga hat offensichtlich trainiert. Zumindest haben die Handballer ein Bild von der verwaisten Stadthalle bei Facebook gepostet. Auf dem Parkett liegen drei Bälle. Dazu schreibt der Verein: „Aus gegebenem Anlass trainierte das Männerteam heute unter Ausschluss der Öffentlichkeit!“ Das findet nicht jeder lustig. „Lasst mal die Kirche im Dorf“, empfahl ein User. Der Mann erhielt eine Antwort. „Wir sind doch der Satireverein“, lautete die Reaktion.