Ziel sind "goldene Punkte"
News Team, 23.10.2015

FUSSBALL-VERBANDSLIGA Piesteritz trifft auf ehrgeizige Börde-Kicker aus Magdeburg.
VON MICHAEL HÜBNER
PIESTERITZ/MZ - Heiko Wiesegart ist in der Bredouille, die jeder Trainer bestens kennt: "Ich will den Mund nicht zu voll nehmen", sagt der Übungsleiter vom FC Grün-Weiß Piesteritz vor dem Topspiel im Keller der Fußballverbandsliga gegen den MSV Börde 1949 Magdeburg (Anstoß: Samstag, 15 Uhr, Volkspark). "Aber das ist ein direkter Konkurrent im Kampf um den Klassenerhalt, da wollen wir erfolgreich sein", sagt der Coach, der sein Tagesziel genau definiert: drei Zähler! "Nur so können wir die Punkte vom Sieg in Arnstedt vergolden", erklärt Wiesegart.
FC Grün-Weiß sorgt für Entsetzen
Tatsächlich hat das 4:3 in der Vorwoche für Erstaunen und Entsetzen vor allem bei Bitterfeld-Wolfen gesorgt. Die Kicker des Möhlauer Trainers Olaf Schaller stehen plötzlich und überraschend auf einem Abstiegsplatz. "Vorletzter sieht gerade richtig hässlich aus", sagt Kapitän Sören Barabasch. Wiesegart kennt die Situation drei Wochen lang und sieht bei seiner Elf Potential für eine deutlich bessere Platzierung. Der Paukenschlag im Mansfelder Land bringt die Piesteritzer für Samstag in eine gute Ausgangsposition. Die Grün-Weißen haben in der Tabelle auch die Gäste überflügelt, die so mehr unter Druck stehen als die Platzherren. Trotzdem will Wiesegart nicht auf Konter setzen. "Wir werden selber aktiv und mutig sein und uns keinesfalls verstecken", kündigt er an. Mit Blick auf diese Taktik habe er in der Woche auch "das Training gestaltet".
Personell gibt es für die Mission Heimsieg keine größeren Sorgen. Vielleicht steht sogar die Bestformation zur Verfügung. Dennis Marschlich hat seine Sperre wegen der fünften Gelben Karte abgesessen. Sebastian Töpfer, der noch immer auf den Familienzuwachs wartet, wird spielen - wenn nicht der Anruf seiner Freundin aus dem Kreißsaal kommt. Und der in Arnstedt vom Platz humpelnde Kevin Redlich ist möglicherweise bis Samstag wieder fit. "Er hat mir signalisiert, dass es geht", so Wiesegart.
Auch bei Tobias Ellrott sind "alle Leistungsträger" an Bord. "Ein oder zwei Spieler werden aus beruflichen Gründen fehlen. Aber das ist normal", sagt der Börde-Trainer, der auch nichts von einer Mauertaktik hält. "Wir haben keinen Druck", betont der Coach. Jedem im Verein sei schon bewusst, dass der Kampf um den Klassenherhalt bis zum letzten Spieltag andauern könnte. "Aber wir werden in der Liga bleiben", ist sich der Magdeburger sicher. Immerhin ist die Elf aus der Landeshauptstadt völlig überraschend aufgestiegen - profitierte von den Auflösungserscheinungen in der Verbandsliga. Und so erhielt Börde als Tabellendritter - im Jahr zuvor noch auf Rang zwölf - das überraschende Angebot, künftig eine Klasse höher anzutreten. "Ich war ein starker Befürworter dieser Entscheidung", sagt Ellrott, der das durchaus nicht als Abenteuer oder Risiko ansieht.
"Wir sind ein kleiner, familiärer Verein, der solide geführt wird", charakterisiert er die neue Nummer zwei in der Landeshauptstadt. "Geben Sie mir 100 000 Euro für neue Kicker und wir spielen vorn mit", so Ellrott, der aber im gleichen Atemzug betont, das sei aber eben nicht die Philosophie beim MSV Börde. "Wir setzen auf junge und eigene Leute", so der Trainer. Und das eben auch sehr erfolgreich. Dabei ist der Übungsleiter offensichtlich mit seinen markigen Sprüchen auch ein Motivationskünstler. "Sollten wir gegen Stendal gewinnen, reißen wir die Börde-Klause ein", kündigt er an. Allerdings hat das Sportlerheim den 3:2-Erfolg fast unbeschadet überstanden. "Die Klause hat aber schon gewackelt", sagt Ellrott dazu. Was er vor dem Match bei Imo Merseburg - Börde gewinnt beim Titelmitfavoriten sensationell 2:0 - angekündigt hat, will der Jurist nicht verraten, dafür sagt er: "Wenn wir im Volkspark gewinnen, wird es eine feucht-fröhliche Heimfahrt."
Bravourstück gegen die Profis
Das bisherige Bravourstück gelingt den Börde-Kickern im Pokal gegen die Profis vom 1. FC Magdeburg (0:3). "Das größte Lob für uns war, als FCM-Trainer Jens Härtel in der Halbzeitpause seinen Kickern den freien Tag gestrichen hat", erzählt Ellrott. "Auch in dieser Partie haben wir uns nicht versteckt, aber kurz vor der Pause unsere große Ausgleichschance leider nicht genutzt", berichtet der Trainer. Der Drittligist liegt nur durch das 1:0 von Christopher Handke (15. Minute) vorn. Die weiteren Tore für den einzigen Europapokalsieger der ehemaligen DDR erzielen Ahmed Waseem Razeek (57.) und Marius Adrian Sowislo (85.). Der krasse Außenseiter erzwingt sechs Eckbälle. Der haushohe Favorit steht hinten, so Ellrott, nicht gerade "sehr sicher". Der Börde-Coach zieht eine positive Pokal-Bilanz. "2 000 Zuschauer! Viele Fans haben mir gesagt, ihnen hat unsere Leistung gefallen. Und sie wollen wieder kommen", ist Ellrott überzeugt, dass der "kleine Verein" in dieser Beziehung punkten konnte.
So etwas schwebt auch den Piesteritzern vor. Sie treffen ebenfalls im Pokal am 14. November um 13 Uhr im Volkspark auf den großen 1. FC Magdeburg.
"Wenn wir gewinnen, reißen wir die Börde-Klause ein."
Tobias Ellrott
Trainer
VORSCHAU
Gegner auf Augenhöhe
Grün-Weiß Piesteritz trifft im nächsten Auswärtsspiel auf einen Gegner auf Augenhöhe. Am 1. November ab 14 Uhr ist die Bernburger Oberligareserve der Kontrahent. Die Partie wird sonntags ausgetragen. Und damit hatten die Volkspark-Kicker im bisherigen Saisonverlauf ihre Probleme. Eine Woche drauf wird am 7. November im Heimspiel Schlusslicht Schönebeck empfangen.
Quelle:MZ