Fußball-Saison und Corona-Krise Einfrieren oder beenden?
Presse Team, 08.05.2020

Fußball-Saison und Corona-Krise Einfrieren oder beenden?
Von Michael Hübner 07.05.20 11:03
Die Vereine von der Verbands- bis zur Kreisliga wollen einen Saison-Schlussstrich ziehen.
Es keimt neue Hoffnung durch die Sportplatzöffnungen auf.
Aber kann das die Saison noch retten?
Wittenberg -
Der Fußball-Landesverband kann mit seiner Info-Offensive zum Einfrieren der Saison offensichtlich bei den Vereinen nicht punkten. Das ist ein Fazit aus den Informationsrunden. Erst die Verbandsligisten, dann die Landesligisten und nun auch die Vereine aus den Kreisfachverbänden: Der Fußball in Sachsen-Anhalt steuert wegen der Pandemie auf ein unfreiwilliges Ende der Saison 2019/20 zu.
Gräfe hält ein Patt für möglich
Den Verbandsligisten wurden zuerst die Vor- und Nachteile der Varianten in 90 Minuten erläutert. Im Kern steht die Frage: die Saison einfrieren oder beenden. „Dabei ging es nicht um eine Abstimmung. Die Befragung der Vereine läuft gesondert“, sagt Staffelleiter Stephan Gräfe, der mit einer Patt-Situation rechnet. Dabei glaubt der Experte, dass diejenigen, die die Serie zu Ende spielen wollen, sich seit Montag im Aufwind befinden.
Die Sportplätze sind nicht mehr gesperrt. „In der Börde, aber auch in Elster wird wieder in Kleingruppen trainiert“, berichtet Gräfe von seinem Verein. „Wir müssen zuerst die Auflagen erfüllen“, sagt aber Elsters Geschäftsführer Detlef Stache, der frühestens in der nächsten Woche mit einem Trainingsstart rechnet. Bei der Videokonferenz hat laut Stache der Abteilungsleiter den Standpunkt von Elster klar formuliert: „Abbruch und Annullierung der Saison“. Das hat Elsters Trainer zuvor schon öffentlich gefordert. „Daran hat sich nichts geändert“, sagt Tobias Klier.
Nur Gardelegen will spielen
Die Stimmung bei den Landesligisten ist eindeutig. „90 Prozent waren für das Beenden der Saison“, sagt Nord-Staffelleiter Dietmar Bebber. Lediglich sein Spitzenreiter - das ist Gardelegen - plädiert fürs Weiterspielen. Der Süd-Spitzenreiter sieht das ganz anders. Das Einzige, was der FC Grün-Weiß Piesteritz einfrieren lassen möchte, ist die Tabelle.
„Wir haben auch für das Beenden votiert. Da alle Vereine einen hohen Aufwand betrieben haben, sollte die Spielzeit auch gewertet werden. Zudem wäre ein klarer Schnitt wichtig, um eine vernünftige Planung zu haben und ein Chaos zu vermeiden“, sagt Trainer Sascha Prüfer im Gespräch mit der MZ und lobt den Landesverband für die Powerpoint-Präsentation. „Es wurden die Begrifflichkeiten eindeutig geklärt“, so der Übungsleiter.
„Bei einer Annullierung verschwinden die Leistungen der Vereine aus den Geschichtsbüchern“, so der Coach. Darüber hinaus habe sich Maik Trollmann, das ist der sportliche Leiter der Grün-Weißen, für eine einheitliche Regelung und einen gemeinsamen Weg des Landesverbandes mit dem Nordostdeutschen Fußballverband ausgesprochen.
Auch Matthias Kleffe spricht von einer „gelungenen Veranstaltung“. „Ich fand es aufschlussreich“, sagt der Trebitzer Trainer. „Wir sind nicht fürs Einfrieren, nicht fürs Annullieren, sondern für den Abbruch“, sagt Kleffe. Der Vorteil sei zumindest ein bisschen Planungssicherheit. Die Vereine könnten so die neue Saison auch personell vorbereiten. Zudem findet Kleffe den Vorschlag von Turbine Halle gut, drei Landesligastaffeln zu bilden.
Bei den Wittenberger Vereinen lief noch bis Mittwoch die Umfrage. Eine offizielle Auswertung steht noch aus. „Die Tendenz ist fürs Beenden“, sagt Spielausschusschef Andre Göricke. „Das ist auch unsere Meinung im Vorstand des Kreisfachverbands. Aber das kann ins Auge gehen“, warnt Achim Golly. Niemand könne sagen, wann wieder gespielt wird. „Wenn wir erst im November oder Dezember starten können, haben wir die nächste Saison in den Sand gesetzt“, so der Wittenberger Präsident.
Bei den Partnern - die Kreisfachverbände Wittenberg, Anhalt und Anhalt-Bitterfeld wollen fusionieren - liegen die Umfrage-Ergebnisse vor. In Anhalt haben sich 13 der 23 Vereine für eine Beendigung der Saison und einen Neustart ausgesprochen, nur vier für die Fortsetzung bei sechs Enthaltungen. Der Vorstand des Landesverbandes wird mit den Präsidenten der Kreisverbände am Donnerstag noch einmal virtuell zusammenkommen und über die Vorgehensweise beraten.
„Ich werde für die Beendigung der Saison plädieren“, betont Mario Pinkert, der Präsident in Anhalt, „so gibt es viele Möglichkeiten, die nächste Saison individuell vorzubereiten. Und es wäre dann auch genug Zeit.“ Noch völlig offen ist die Wertung. „Ich persönlich bin der Meinung, der Erste steigt auf und auf Absteiger wird verzichtet“, so der Präsident.
Ralf Saalbach hat in der Umfrage in Anhalt-Bitterfeld mitbekommen, dass den meisten Clubs der sportliche Abschluss nicht mehr wichtig ist. „Sie wollen einfach nur einen Schlussstrich unter die Saison ziehen“, sagt er. 34 der 48 Vereine hatten sich für das Saisonende ausgesprochen, acht für das Einfrieren des Spielbetriebs, sechs hatten sich enthalten. „Das Ergebnis hat mich nicht überrascht“, meint Saalbach.
Verbandstag entscheidet
Wenngleich der Landesverband das Einfrieren der Saison favorisiert, wird er nach den Befragungen wohl nicht drumherum kommen, die Saison zu beenden. „Es gibt für beide Varianten ein Für und Wider“, sagt Saalbach. Aber auch er glaubt mittlerweile eher an ein vorzeitiges Saisonende. Ein außerordentlicher Verbandstag würde dann über die Beendigung und die Wertung entscheiden.
Eine Quotientenregelung (die Punkte dividiert durch Spiele), wie sie aktuell in den Handballligen praktiziert wird, scheint möglich. Elster würde so von Rang drei auf Platz vier abrutschen. „Hinsichtlich einer Entscheidung zu Auf- und Abstieg müssen jedoch verschiedene Optionen noch durchdacht und analysiert werden“, so der Landesverband. (mz)
Verbandsliga
Wenn die Verbandsliga-Saison abgebrochen und nach der Quotientenregelung gewertet wird, würde sich diese Abschlusstabelle ergeben:
Team |
Sp./Punkte |
Quotient |
1. Amsdorf |
21/48 |
2,29 |
2. Zorbau |
21/43 |
2,05 |
3. Ammendorf |
20/39 |
1,95 |
4. Elster |
21/40 |
1,91 |
5. Weißenfels |
20/34 |
1,70 |
6. Barleben |
20/33 |
1,65 |
7. Westerh. |
20/31 |
1,55 |
8. Haldensleben |
20/29 |
1,45 |
9. Magdeburg |
20/24 |
1,20 |
10. Dölau |
20/23 |
1,15 |
11. Bitterfeld-Wolfen |
21/24 |
1,14 |
12. Arnstedt |
21/24 |
1,14 |
13. Wernigerode |
19/18 |
0,95 |
14. Dessau |
18/17 |
0,94 |
15. Kelbra |
21/19 |
0,90 |
16. Thalheim |
18/15 |
0,83 |
17. Sangerhausen |
19/11 |
0,58 |
Quelle:MZ