Einfach zu viele Fehler
News Team, 26.10.2015

FUSSBALL Der Hallesche FC offenbart bei der Niederlage in Chemnitz erneut defensive Schwächen.
VON DANIEL GEORGE
CHEMNITZ/MZ - Die wenig charmante Container-Umkleidekabine des Stadions an der Gellertstraße bebte. Zünftig schlugen die Spieler des Chemnitzer FC von innen gegen ihre Wände. Die üblichen Jubelgesänge durften nicht fehlen. Während die Gastgeber also in dem Provisorium der im Umbau befindenden Arena ihren 3:1-Heimsieg gegen den Halleschen FC feierten, saß Florian Brügmann bereits im Bus. Als Erster. Noch ganz allein. Traurig. Zur Halbzeit war er ausgewechselt worden. Und dann stand da auch noch dieses Ergebnis. Die verschiedenen Welten wurden in diesem einen Moment gestern Nachmittag besonders deutlich.
"Das war ein bisschen dumm"
Im Duell zweier zuletzt aufstrebender Teams setzte sich Chemnitz gegen den HFC vor 8 225 Zuschauern - darunter 1 065 Gäste-Fans - am Ende deutlich mit 3:1 durch. Halle rutschte durch die zweite Pleite unter der Regie von Trainer Stefan Böger auf den zehnten Platz der Drittliga-Tabelle zurück. Chemnitz dagegen schob sich vorbei auf Rang acht.
"Fußball ist ein Spiel von Fehlern, wenn man viele Fehler macht, kann man schwerlich gewinnen", sagte Böger nach der Partie und sprach damit das an, was den HFC den siebten Saisonsieg kostete: die Fehler vor allem im Defensivverhalten.
Bereits nach der 6:2-Gala vor einer Woche gegen die U 23 von Werder Bremen hatte der Coach die Abwehrarbeit seiner Mannschaft kritisiert. Und auch nach dem Chemnitz-Spiel stand die Erkenntnis, dass der HFC nicht über das komplette Spiel so verteidigte, wie er es in den vergangenen Wochen oft gezeigt hatte: hart, konzentriert und kompromisslos. "Die Spiele werden in der Defensive gewonnen. Die letzten anderthalb Monate haben uns gezeigt, dass das unsere Basis sein muss", meinte Kapitän Marco Engelhardt. "Wir haben letzte Woche schon zwei bekommen, diesmal waren es sogar drei. Das sind einfach zu viele Gegentore."
Wobei das spielerische Element über weite Strecken beim HFC gar nicht einmal fehlte. Nur stand es zur Halbzeit trotzdem 1:0 für Chemnitz: Nach einem Eckball konnte Anton Fink völlig frei abziehen. Sein Schuss verunglückte zwar völlig, nur flog das Spielgerät genau zu Kevin Conrad, der den Ball ins Tor beförderte. Genau in den Winkel - abgefälscht von Osayamen Osawe.
Vor den Augen von Ex-Trainer Sven Köhler, der das Geschehen von der Tribüne aus verfolgte, wurde Stürmer Timo Furuholm in der Halbzeit für Florian Brügmann eingewechselt. Mit Erfolg: Drei Minuten nach seiner Einwechslung setzte sich der Finne im Mittelfeld mit dem Kopf durch und verlängerte auf Osayamen Osawe. Der sprintete auf das Chemnitzer Tor zu und schloss nach einem tollen Solo gekonnt ab. Halle war zurück. "Gefühlt war das danach unser Spiel", meinte Furuholm.
Stattdessen aber traf Chemnitz. Alexander Nandzik lief auf dem linken Flügel durch. Kapitän Engelhardt konnte die Hereingabe nicht sauber klären, so dass Stefano Cincotta den Ball ins Tor von HFC-Keeper Fabian Bredlow drosch. "So etwas kann mal passieren", meinte Angreifer Furuholm, "aber wie wir uns danach angestellt haben, war einfach ein bisschen dumm. Wir haben vollkommen die Konzentration verloren, uns zu viel Druck gemacht."
Böger vertraut auf Entwicklung
Der HFC wollte seinen erfolgreichen Lauf unbedingt fortsetzen. "Ich kann den Jungs keinen Vorwurf machen, sie haben gekämpft und waren sehr engagiert", gab Stefan Böger in der Nachbetrachtung deshalb auch zu Protokoll. "Wir haben in den letzten Wochen eine Spielanlage entwickelt, die zu Punkten führt und auch weiterhin führen wird."
Aber nicht gestern Nachmittag. Da erzielte Chemnitz nach 81 Minuten seinen dritten Treffer des Tages. Die Sachsen konnten einen Ball am HFC-Strafraum behaupten, diesmal schlug Anton Fink zu und sorgte neun Minuten vor Schluss mit dem 3:1 für die Vorentscheidung. Wieder sah die Defensive des HFC nicht gut aus. "So, wie wir uns nach dem 1:2 präsentiert haben, dürfen wir uns nicht präsentieren", meinte Marco Engelhardt bei allem Respekt für die Leistungen der vergangenen Wochen. "Jetzt müssen wir erst einmal daran arbeiten, dass wir wieder gut stehen. Dann kommt das Fußballspielen von ganz allein."
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"Das sind einfach zu viele Gegentore."
Marco Engelhardt
Abwehrchef des HFC
Quelle:MZ