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Tolle Fairplay-Aktion

News Team, 04.11.2015

Tolle Fairplay-Aktion

FUSSBALL Schiedsrichter revidiert nach Selbstanzeige seine Entscheidung.

VON THOMAS TOMINSKI

GRÄFENHAINICHEN/MZ - Das ist Schiedsrichter Sebastian Rudolf in seiner Karriere auch noch nicht passiert. Es läuft die 88. Minute im Fußball-Landesklassenspiel VfB Gräfenhainichen kontra Graf Zeppelin Abtsdorf. Die Gäste führen 2:1, der VfB drängt auf den Ausgleich. Als der Abtsdorfer Stürmer Norman Kaiser nach einem Laufduell vom Gräfenhainichener Manuel Hanke regelwidrig im Strafraum gestoppt wird, zeigt der Unparteiische auf den Punkt und Hanke die Rote Karte. Dann geschieht das Unfassbare. Kaiser geht zum Schiri und betont, dass er Hanke zuerst gefoult hat. Rudolf revidiert seine Entscheidung, lässt die Begegnung weiterlaufen und entscheidet auf Freistoß für den VfB. "Es war für mich beeindruckend, dass Kaiser so ehrlich ist. Solche Fairness wünsche ich mir des Öfteren", so der Schiedsrichter, den es jedoch ein bisschen wurmt, dass er eine Fehlentscheidung getroffen hat. "Man muss den Mut haben, zu seinen Fehlern zu stehen", so der Referee weiter, der mit der Leitung der Begegnung keinerlei Probleme hatte. "Eine ganz normale Partie ohne grobe Fouls", schiebt er nach.

Der Vorsitzende des Schiedsrichter-Ausschusses im Kreisfachverband Anhalt-Bitterfeld, Robert Päßler, hat den Bericht seines Kollegen bereits gelesen und ist "davon sehr beeindruckt". Aus seiner Sicht ist es ein Ausdruck von menschlicher Größe, sich seinen Fehler einzugestehen und diesen sprichwörtlich vor versammelter Mannschaft zu revidieren. "Dem gefoulten Spieler gebührt natürlich mein Respekt. Solche Fairplay-Aktionen kann ich nur begrüßen", so Päßler, der am 14. November beim Landespokal-Achtelfinalspiel des FC Grün-Weiß Piesteritz gegen den 1. FC Magdeburg (3. Liga) an der Seitenlinie steht.

Der Abtsdorfer Fußball-Abteilungsleiter Markus Horsch findet die Aktion Kaisers "einfach nur toll". Der SV Graf Zeppelin steht kurz davor, dass 2:2 zu kassieren und bekommt vom Referee den Dreier sprichwörtlich auf dem silbernen Tablett serviert. Im Jahrzehnt der "Phantomtore" ist es dem Angreifer hoch anzurechnen, dass er sich zur Selbstanzeige entschließt und eine Sperre gegen Manuel Hanke verhindert. Kaiser belohnt sich im Endeffekt selbst für seine mutige Tat. In der Schlussminute umkurvt er zwei VfB-Verteidiger und knallt den Ball zum 3:1-Endstand in die Maschen.

Mit 24 Punkten stehen die Abtsdorfer auf dem dritten Platz in der Staffel fünf, nur zwei Zähler hinter Primus SG Trebitz. Darf die Mannschaft im Fall des Falles eigentlich aufsteigen? "Nein", sagt Horsch, denn Trainer Olaf Aßmann und einige Spieler sind im Sommer mit der Vorgabe zum SV Graf Zeppelin gekommen, in Zukunft ein wenig ruhiger zu treten. Ist wenigstens eine Meisterfeier möglich? "Feiern kann das Team immer", so Horsch.

Bei Gegner Gräfenhainichen ist die Aktion von Kaiser ebenfalls gut angekommen. "Solche Dinge sind in den unteren Ligen eigentlich nicht üblich. Einer faire Geste", sagt VfB-Vorstandsmitglied André Büttner, der sich freut, dass Hanke keine Sperre absitzen muss. Den Schiri nimmt er in Schutz. "Im ersten Moment sah es wirklich nach einem Foul unseres Spielers aus."

"Man muss den Mut haben, zu seinen Fehlern zu stehen."

Sebastian Rudolf

Unparteiischer

NORMAN KAISER

Viel Beifall in Umkleidekabine

Der heute 27-Jährige Norman Kaiser hat seine sportliche Karriere beim SV Einheit Wittenberg begonnen und ging später nach Abtsdorf. "Er hat mit 17 Jahren sein erstes Männerspiel absolviert", erinnert sich Trainer Olaf Aßmann, der damals noch bei Einheit war und Kaiser als fleißigen und mannschaftsdienlichen Fußballer schätzt, der im Team voll akzeptiert ist. "Er spielt eher einen Querpass auf seinen Teamkollegen, als selbst ein Tor zu erzielen", so der 47-jährige Übungsleiter, der voll hinter der Entscheidung seines Angreifers steht.Als Belohnung hat die gesamte Mannschaft den 27-Jährigen in der Kabine mit viel Beifall bedacht. "Norman hat zu mir gesagt, dass er nur ehrliche Tore akzeptiert", so der Coach, der sich gefreut hat, dass ihm auch die VfB-Verantwortlichen gratuliert haben. TT


Quelle:MZ