PRAG/DORTMUND/SID - Als die Profis von Schalke 04 in den Flieger nach Prag stiegen, lächelten sie noch freundlich. Das soll sich ändern, denn in der Europa League heute beim tschechischen Fußball-Rekordmeister Sparta Prag steigt für Königsblau das Vorspiel zum 147. Revierderby. "Derby ist Zähnefletschen", betonte Noch-Manager Horst Heldt. Trainer André Breitenreiter rief die vierte Gruppenpartie zum Test für den Klassiker am Sonntag aus.

Europa League als Test fürs Derby

"Auf das Derby brennt jeder", sagte der 42-Jährige, "deshalb gehe ich davon aus, dass jeder in Prag besonders motiviert ist, weil er am Wochenende dabei sein will." Dass auf Schalke schon Tage vorher vom Derby gesprochen wird, ist nichts Besonderes. Dass die Motivation so hervorgehoben wird, schon.

Denn Breitenreiter hatte nach zuletzt nur einem Sieg in sechs Pflichtspielen das Spiel des Jahres der königsblauen Fans zu einem "Bonusspiel" entwertet - und damit einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. "Schalke 04 wird nie Bonusspiele haben", wies Heldt, der nach einer Aussprache mit dem Aufsichtsrat bis zum Saisonende bleiben darf, seinen Trainer zurecht, "wir werden immer den Anspruch haben, das Derby zu gewinnen." Breitenreiter ruderte zurück: "Wir sind niemals in irgendeinem Spiel chancenlos. Wir werden Gas geben. Und wenn wir nicht gewinnen, wollen wir wenigstens den Rasen umpflügen."

In Prag haben die Schalker nicht nur Dortmund im Hinterkopf, sondern auch das Manager-Theater um Heldt. "Natürlich diskutieren die Spieler darüber. Es hat genervt", gab Breitenreiter zu: "Aber es spielt keine Rolle, wenn sie auf den Platz gehen."

Am Dienstag hatte der Sportvorstand auf Zeit verkündet, dass er seinen im Sommer auslaufenden Vertrag erfüllen werde. Dann soll wohl Wunschkandidat Christian Heidel vom FSV Mainz 05 übernehmen. Alle anstehenden Personalentscheidungen will Heldt aber ohne Absprache mit seinem Nachfolger fällen - für weiteren Zündstoff in den nächsten Monaten ist gesorgt. Mit einem Sieg in Prag stünde Schalke mit mehr als einem Bein in der K.o.-Runde.

Dortmund gut in Schuss

Thomas Tuchel wird derweil nicht müde, die Aufmerksamkeit auf die Europa League zu lenken. "Es kribbelt noch nicht, das Derby ist noch kein Thema. Wir wollen das Weiterkommen in der Gruppenphase perfekt machen - darauf liegt der komplette Fokus", predigte der Trainer von Borussia Dortmund.

Drei Tage vor dem Liga-Duell gegen Schalke 04 ist heute ein Sieg gegen den FK Qäbälä erste Pflicht. Im besten Fall könnte der BVB als Gruppenerster vorzeitig den Einzug in die K.o.-Runde feiern.

Doch mit diesen Spekulationen wollen sich die Westfalen nicht beschäftigen. Die Stimmung könnte besser nicht sein. Die Tormaschine läuft auf Hochtouren, alles andere als ein überzeugender Sieg wäre eine Enttäuschung, wenngleich der BVB-Coach mit Blick auf das Derby wohl personell rotieren wird.

Vermutlich wird gegen Qäbälä aber Marco Reus auflaufen, der mit zwei Treffern gegen Werder Selbstvertrauen getankt hat.