Löw hält Frankreich für stärker als zur WM 2014
News Team, 13.11.2015

PARIS.
Der Platz von Wolfgang Niersbach in Reihe 1 von Sonderflug LH 342 nach Paris blieb leer, und doch begleitete die WM-Affäre um den zurückgetretenen DFB-Präsidenten die deutschen Weltmeister auch zu ihrem „Rendezvous“ mit dem EM-Gastgeber. Bundestrainer Joachim Löw hatte vor dem Duell mit der Equipe Tricolore am Freitag (21.00 Uhr/ARD) Mühe, die größte Krise der Verbandsgeschichte auszublenden und die Konzentration auf das Sportliche zu lenken. „Das beeinflusst mich vor allen Dingen als Mensch“, sagte Löw am Vortag des Testlaufs für die EURO im Finalstadion von St. Denis über den Abschied von Niersbach: „Den Wolfgang habe ich wahnsinnig geschätzt, er war für mich ein wahnsinnig guter Ansprechpartner mit einem immer offenen Ohr, wir hatten ein sehr enges, gutes und vertrautes Verhältnis.“ Doch Löw betonte auch, dass ihn die Affäre in seiner Arbeit als Coach „nicht belastet“ - und das soll die DFB-Elf im Stade de France unterstreichen. Bereits auf dem Hinflug von München in die französische Hauptstadt herrschte konzentrierte Anspannung, als Löw und Kapitän Bastian Schweinsteiger die Weltmeister ins Flugzeug führten.
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Auch ein Thema in der Mannschaft
Die WM-Affäre und Niersbach seien „in der Mannschaft ein Thema gewesen“, sagte Löw, der über seinem obligatorischen Espresso im Hotel Radisson Blu Boulogne von einem „aufklärenden Gespräch“ mit dem Team berichtete. Aber: Jetzt zähle Frankreich, dieser Klasse-Gegner, den Löw „zu den absoluten Topfavoriten“ für die EM (10. Juni bis 10. Juli) zählt. Allerdings: Am Rande des Länderspiels kommen an der Seine die möglichen Niersbach-Nachfolger Reinhard Grindel und Rainer Koch sowie Reinhard Rauball und Generalsekretär Helmut Sandrock zusammen, um über das Erbe zu beraten. Wie die Lösung ausfällt, soll endgültig am Dienstag vor dem letzten Länderspiel des Jahres in Hannover gegen die Niederlande beschlossen werden. Vor diesem Hintergrund dürfte es Löw schwer fallen, sich voll auf die „erste Phase der EM-Vorbereitung“ zu konzentrieren. „Frankreich ist besser als bei der WM, reifer“, warnte er mit Blick auf das knappe 1:0 im Viertelfinale von Rio. „Zuletzt habe ich kaum eine Mannschaft gesehen, die mit so einer Zielstrebigkeit versucht, Angriffe abzuschließen. Sie haben mich wirklich beeindruckt. Von daher hat das Spiel für uns eine gewisse Brisanz.“ Deshalb will Löw seine derzeit bestmögliche Elf stellen. Mit Manuel Neuer, der Frankreich schon in Brasilien zum Verzweifeln gebracht hatte, im Tor.
Quelle:MZ