Kultclub hat sehr viel Mühe
Presse Team, 28.06.2023

Kultclub hat sehr viel Mühe
FUSSBALL Der VfB Gräfenhainichen liegt zur Pause vor 1.259 Zuschauern sensationell 1:0 vorn. Der Regionalligist dreht die Partie erst nach dem Wechsel zum 5:1-Erfolg.
VON MICHAEL HÜBNER GRÄFENHAINICHEN/MZ - VfB-Trainer Richard Selka gibt kurz vor dem Spiel die Marschroute vor: „Wir wollen Spaß haben!“. Den haben 1.259 Fans bei einem vom Gastgeber hervorragend organisierten Event vor allem in der ersten Halbzeit. Nichts zu lachen hat dagegen der ostdeutsche Kultclub Lok Leipzig. Der Regionalligist ist der Pokalsieger – also nicht die Profis von Dynamo Dresden, Aue oder Zwickau – in Sachsen. Die Gäste haben – und das ist zu erwarten – sehr viel Ballbesitz. Der coole Lupfer ins Glück Doch Probleme haben die Gräfenhainichener mit den Angriffen nicht wirklich. Nur beim eigenen Spielaufbau kommt es durch das aggressive Pressing der Leipziger zu individuellen Fehlern, die aber mit großem Kampfgeist immer wieder ausgebügelt werden. Und dann passiert Unfassbares. Beim ersten ernsten Konter gelingt prompt die überraschende Führung. Patryk Wojciech Stawiarski überwindet im Duell Mann gegen Mann Leipzigs Stammkeeper Niclas Müller mit einem Lupfer (20. Minute). „Ja, ich bin cool geblieben“, sagt der Torschütze und gesteht: „Ich habe in diesem Moment auf die ganz große Sensation gehofft. Aber am Ende fehlte einfach die Kraft“, sagt der Torschütze. Tatsächlich sorgt der überraschende Zwischenstand für viel Stimmung auf den Rängen. Jede Abwehrtat wird stürmisch bejubelt. Keeper Max Burmeister in seinem letzten Spiel und später der eingewechselte StammSchlussmann Felix Blackstein halten mit je einer Glanztat die Null bis zur Pause. Und der unglaubliche Halbzeitstand ist nicht unverdient. Gräfenhainichen hat kurz vor dem Wechsel und gleich zum Auftakt der zweiten Halbzeit Chancen zum 2:0 oder gar 3:0. „Wir hatten Leipzig am Rande einer Niederlage“, sagt Gräfenhainichens ehemaliger Bürgermeister Harry Rußbült. Die Möglichkeiten zum Ausbau der Führung werden aber nicht genutzt. „Hätte, wäre, wenn... Das ist ein alter Hut“, sagt Selka. Sein prominenter Gegenüber, Lok-Trainer Almedin Civa, ist offensichtlich endgültig genervt. Er bringt seinen Stürmer-Star Djamal Ziane (51.). Sofort wird das Angriffsspiel deutlich gefährlicher. Dabei wird der Joker, der schon für Hertha BSC gespielt und in der vergangenen Saison für Leipzig 18 Tore erzielt hat, selbst mit seinem Doppelpack (55., 58) zum Mann des Tages. Die weiteren Tore erzielen die Neuzugänge Ryan Adigo aus Lübeck (52.) und Mert Arslan (70.), der vom Bundesligisten Heidenheim nach Probstheida gewechselt ist, sowie Testspieler Luis Werrmann von Borussia Mönchengladbach (61.). Über den richtigen Moment „Wir haben den richtigen Moment, um tiefer zu stehen, verpasst“, sagt Selka zur zweiten Halbzeit. Nach der Trinkpause (71.) zeigen die Umstellungen dann aber Wirkung. Tatsächlich gelingt dem haushohen Favoriten kein Erfolgserlebnis mehr. Und so wird die sportliche Zielvorgabe vom VfB-Sportdirektor Steve Schaller – „Ein Tor schießen und nicht zweistellig verlieren“ – souverän erfüllt. Im Übrigen hat der Aufsteiger zur Landesliga in der Partie noch kein neues Gesicht präsentiert. „Es wird aber zehn Neuzugänge geben“, sagt Schaller. „Unser Ziel ist der Klassenerhalt“, so Co-Trainer Ralf Jenichen.
Quelle:MZ