Spielabbruch wegen Rassismus-Verdachts
Presse Team, 23.10.2023

Spielabbruch wegen Rassismus-Verdachts
Gräfenhainichener Fan soll Kicker in Blankenburg schwer beleidigt haben.
GRÄFENHAINICHEN/MZ. Laut Stefan Kupski – das ist der Spielausschusschef im Fußball-Landesverband – soll „eine rassistische Aussage eines Zuschauers gegen einen Spieler“ zum Spielabbruch in der Landesliga-Partie zwischen Blankenburg und dem VfB Gräfenhainichen in der 60. Minute geführt haben. „Der Schiedsrichter hat bis Montag um 10 Uhr Zeit, einen Sonderbericht anzufertigen. Danach wird das Sportgericht entscheiden“, sagt Staffelleiter Daniel Schlüter. Ein VfB-Anhänger, der im Mannschaftsbus der Gräfenhainichener angereist ist, soll mit einem einzigen Wort„der deutschen Umgangssprache für Menschen aus Südosteuropa, dem Nahen und Mittleren Osten und Nordafrika“ (Definition aus Wikipedia) für das vorzeitige Ende der Partie gesorgt haben. Das Schimpfwort, auf das der Blankenburger Kapitän den Schiedsrichter erst aufmerksam gemacht haben soll, ist eine Beleidigung und zweifellos zu ahnden. Allerdings heißt es dazu im Liveticker eines Internetportals: „Es ist einfach typisch deutsch, kritisieren darfst du nicht mehr“. „Es ist schade, dass wir nicht die Chance erhalten haben, vor Ort eine Lösung anzubieten“, sagt am Sonntag auf MZ-Anfrage Martin Otto. Nach Angaben des VfB-Vizepräsidenten sei es für den Verein möglich gewesen, den eigenen Fan – untern den 75 Zuschauern befinden sich 30 Gräfenhainichener – aus dem Stadion zu führen und die Partie – es steht trotz gutem Spiels der Gräfenhainichener 1:2 – fortzusetzen. Otto befürchtet nun für den Verein einen großen Imageschaden. „Wir werden in eine Ecke gestellt, wo wir nicht hingehören“, sagt Otto, der betont, dass sich der Verein seit Jahren sehr erfolgreich engagiert hat für die Integration von Flüchtlingen. Das ist völlig unbestritten.
Bemerkenswert ist die unterschiedliche Beurteilung durch die Spielleiter in Sachsen-Anhalt. Erst in der Vorwoche gibt es in Wörlitz im Kreispokal eine ähnliche Situation. Gäste beleidigen einen Spieler der Platzherren. Der Schiedsrichter reagiert nicht und vermerktim Spielprotokoll auch „kein besonderes Vorkommnis“. Öffentlich wird der Vorfall trotzdem. Der Wörlitzer Kapitän Daniel Richter erhebt Rassismus-Vorwürfe in den sozialen Medien, glaubt aber nicht, dass dies Konsequenzen haben wird.
Quelle:MZ