Ein märchenhafter EM-Auftakt
Daniel Richter, 18.06.2024

Ein märchenhafter EM-Auftakt
Über 800 Menschen feiern in Klieken beim Public Viewing den 5:1-Erfolg der Deutschen gegen die Schotten. Zuvor sehen 500 Fans den 2:1-Sieg von Lok Leipzig gegen eine Gastgeber-Auswahl.
KLIEKEN/MZ. Mehr geht nicht. Über 800 Menschen haben nach Angaben vom Kliekener Vizepräsidenten Rene Stepputtis das Public Viewing am Freitagabend auf den Friedensplatz verfolgt. Das hat die Erwartungen der Organisatoren bei weitem übertroffen. Die Stimmung ist prächtig. Dafür sorgen vor allem die Deutschen, die die Schotten überraschend deutlich 5:1 besiegen. „Jedes Tor wird bejubelt“, so Stepputtis. Ex-Profi lobt die Partylaune Doch Partylaune herrscht schon Stunden vor dem Auftakt dcr Europameisterschaft. 500 Zuschauer erleben das vielzitierte Comeback des Sommermärchens auf dem Kliekener Sportplatz. „Das ist eine tolle Veranstaltung und ein tolles Publikum“, gerät Rene Schmidt ins Schwärmen und lobt auch den Rasen und die komplette Sportanlage. Dabei kennt der Mann die Stadien in Deutschland. Vor 30 Jahren kickt er mit Leipzig – er schafft von der Jugend den Sprung ins Profiteam – in der ersten Bundesliga, siegt in Dortmund und spielt Remis beim damaligen Meister in Stuttgart. Später kickt er in Uerdingen, in Zwickau und bei Dynamo Dresden. Ein Kreuzbandriss beendet seine Karriere. Jetzt ist er als Manager und Spieler mit der Traditionself von Lok Leipzig in Klieken zu Gast. Die Platzherren wollen mit einer Auswahl vom Kreisoberligisten und dem Wittenberger Benefizteam den prominenten Kickern Paroli bieten. Das gelingt durchaus, auch wenn der Kontrahent mit viel Ballsicherheit auftrumpft. „Aber wir hatten in der ersten Halbzeit die besseren Chancen“, sagt der Benefizteam-Cheftrainer Frank Lehmann. Beide Mannschaften lassen aber nicht wirklich viel zu. Das hat der Moderator des Abends etwas anders erwartet. „6:6“ hat TV-Star Ulli Potofski getippt. Nach der Nullnummer zur Pause erhöht Leipzig den Druck. Keeper Marvin Kleinschmidt – einer der besten Tormänner im Landkreis – gerät immer mehr unter Druck. Tatsächlich sorgt Leipzig gleich nach dem Wechsel für klare Fronten. Marco Gräfe, der wie sein heutiger Manager vor 30 Jahren für Leipzig in der ersten Bundesliga gespielt hat, bringt den Favoriten in Front. Schmidt verwandelt einen Freistoß per Flachschuss zum 2:0. „Die Mauer springt hoch, und der Ball wird auch noch abgefälscht“, kommentiert der Mittelfeldspieler seinen Treffer. Aber die Platzherren kämpfen unverdrossen weiter und werden für ihre Bemühungen auch noch belohnt. Karsten Niesar schafft den Anschluss. Der 40-Jährige vollendet im Stile eines Torjägers und bleibt vor dem Gehäuse ganz cool. „Ich habe gesehen, dass das kurze Eck frei ist“, sagt er. Immerhin hat der Mann, der auch schon in der Verbandsliga in Piesteritz gekickt hat, bereits 116 Treffer für Klieken erzielt. Doch das aktuelle Tor sei ein ganz besonderes. „Der Treffer passt gut zum Auftakt der 700- Jahr-Feier von Klieken und zum 45. Vereinsgeburtstag“, so Niesar. Und sein Cheftrainer findet: „Wir haben uns teuer verkauft“, so Lehmann. Tipp wird kein Volltreffer Stark präsentiert hat sich auch Potofski, der die Zuschauer mit Anekdoten aus der Welt der Prominenten unterhalten hat. So setzt er bei der aktuellen Torwartdiskussion auf Manuel Neuer. Die Begründung ist simpel. Gemeinsam hat das Duo unter anderem das Buchprojekt „Der beste Kicker des Universums“ auf den Weg gebracht. Und in den Interviews mit der lokalen Prominenz verheimlicht der Allrounder seine politische Heimat nicht. „Ich hatte mal eine Firma mit Siegmar Gabriel gehabt. Wir sind pleite gegangen“, so Potofski zu seinem Engagement mit dem Spitzenpolitiker der SPD. Das Duo wollte Sportler und Popmusiker vermarkten. Auch Potofskis Tipps sind am Freitag keine Volltreffer. Er traut den Deutschen lediglich ein 2:1 zu. Schmidt befürchtet sogar ein 1:1. „Aber die Deutschen sind eine Turniermannschaft“, sagt der ExProfi. Trifft diese Prognose zu, ist das Sommermärchen gerade erst gestartet.
Quelle:MZ