SV Dessau 05 Teammanager Thomas Gersching im Interview

Presse Team, 26.02.2016

SV Dessau 05 Teammanager Thomas Gersching im Interview

Vor dem Start der Rückrunde setzt der SV Dessau 05 auf sein bewährtes Team, andere Vereine haben noch einmal nachgelegt. 05-Teammanager Thomas Gersching im Gespräch mit der MZ.

Wenn am Sonnabend der SV Dessau 05 mit dem Auswärtsspiel bei Romonta Amsdorf in die Rückrunde der Fußball-Verbandsliga startet, dann tut er dies als Tabellensiebter. Nur drei von 16 Spielen hat die Elf aus dem Schillerpark bisher verloren, ein durchwachsenes Jahresende kostete jedoch eine noch bessere Platzierung. Thomas Schaarschmidt hat sich mit 05-Teammanager Thomas Gersching über die Perspektiven der Mannschaft unterhalten.

Elf Punkte Rückstand auf den Tabellenführer, 14 Zähler Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz, worum geht es in dieser Konstellation eigentlich noch für den SV Dessau 05 in der Rückrunde?

Gersching: Es bleibt bei unserem Saisonziel, wir wollen am Ende unter die besten fünf Teams kommen und sind auf einem guten Weg dahin. Der Zug nach ganz oben ist abgefahren, aber wir möchten unseren Fans auch in der zweiten Saisonhälfte weiter guten und positiven Fußball zeigen. Wenn wir zu Hause eine Macht werden und auswärts auch was mitnehmen, dann ist Rang drei bis fünf drin.

Unter Marcus Jeckel sollte die Mannschaft auf und neben dem Platz eine klar erkennbare Sprache sprechen. Ist das bereits hundertprozentig gelungen?

Gersching: Hundertprozentig ist man nie fertig, aber wir sind mit der aktuellen Situation sehr zufrieden. In unserem Kader stehen allesamt gute Jungs, drei oder vier ragen heraus, sind die Säulen. Der Trainer holt aus dem vorhandenen Potenzial bisher das Optimum heraus. Dessau 05, das spüren wir, wird wieder ernst genommen in der Liga. Viele Teams sind glücklich, wenn sie gegen uns punkten können, da ist Respekt vorhanden. Und die Fachleute attestieren uns: Es steckt System dahinter.

Was fehlt noch zu einem absoluten Spitzenteam der Verbandsliga?

Gersching: Zwei oder drei qualitative punktuelle Verstärkungen, die das ganze Team ein Level nach oben bringen. Ich behaupte, wir haben in dieser Saison bisher in jedem Spiel mit dem Gegner mithalten können, aber manchmal hat uns einfach noch ein Quäntchen Qualität gefehlt. Das Quäntchen, das du brauchst, um eben auch mal ein 1:0 über die Zeit zu bringen. Andere Teams haben das - und stehen deswegen auch vor uns.

Die Verbandsliga ist auf Dauer sportlich zu langweilig, die Oberliga zu unattraktiv, die Regionalliga finanziell praktisch unerreichbar - welche Perspektive hat der SV Dessau 05 mittelfristig da eigentlich?

Gersching: Grundsätzlich ist die Verbandsliga für Dessau und das vorhandene Umfeld realistisch. Aber natürlich geht keiner in eine Saison und träumt nicht davon, um den Aufstieg mitzuspielen. Das geht uns nicht anders, der Sprung in die Oberliga kann irgendwann mal ein Thema sein. Ich denke nämlich auch, dass sie interessanter geworden ist. Mit Sandersdorf, Bernburg, Halle 96 und vielleicht bald Merseburg oder Halberstadt hätte man da eine attraktive Liga beisammen. Ziel muss es sein, in der drittgrößten Stadt Sachsen-Anhalts mittelfristig eine Mannschaft auf die Beine zu stellen, die in der Oberliga spielt.

Dafür muss es aber wohl auch gelingen, die besten Dessauer Talente in der Stadt zu halten und sie auch davon zu überzeugen, das Trikot des SV Dessau 05 zu tragen?

Gersching: Wir müssen Sponsoren finden, die Spielern hier in Dessau eine berufliche Zukunft geben. Es gilt, ein Umfeld zu schaffen, in dem Beruf, Familie und Sport miteinander ideal vereinbart werden. Wir haben zuletzt gute Jungs verloren, die uns jetzt sicherlich helfen könnten.

Die gesamte Dessauer Sportszene blickt auf den Dessau-Roßlauer HV, für den angestrebten Aufstieg in die 2. Liga will der Verein sein Budget deutlich erhöhen. Was heißt das für den Fußball in Dessau?

Gersching: Fußball ist in Dessau-Roßlau die Nummer zwei, das muss man akzeptieren, daraus aber auch die richtigen Schlüsse ziehen. Der DRHV hat sich in den vergangenen Monaten strukturell und personell gut neu aufgestellt, jetzt kommt auch der sportliche Erfolg hinzu. Das macht die Sponsorensuche für uns natürlich nicht leichter. Aber ich denke, es gibt trotzdem genug Raum für beide Vereine. Der SV Dessau 05 muss seinen eigenen Weg suchen und finden. Das fängt bei unserem eigenen Profil an: Das benötigt Schärfung, um mehr Zuschauer in den Schillerpark zu locken, das Potenzial ist längst nicht ausgeschöpft. Wir wollen gern Kult sein, aber daran muss man auch arbeiten.

Welche Argumente gibt es für die Wirtschaft, den SV Dessau 05 zu unterstützen?

Gersching: Wir wollen mit neuen innovativen Ideen überzeugen. Weniger die Werbebande im Stadion promoten, dafür eher die Anzeige auf unserer Webseite. Wir verkaufen nicht eine einzige Mannschaft, sondern einen ganzen Verein. Einen Verein, bei dem es familiär zugeht, bei dem der Präsident noch Würstchen grillt.

Quelle:MZ