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Fußball belastet die Polizei

Lars Ries, 14.08.2015

Fußball belastet die Polizei

SICHERHEIT Minister sieht Beamte durch Großeinsätze wie beim Derby des Halleschen FC in Magdeburg an der Grenze der Belastbarkeit. Der Berg an Überstunden wächst.

VON KAI GAUSELMANN

MAGDEBURG/MZ - Am Sonntag steht die sachsen-anhaltische Variante des Clasico an: das Fußball-Landesderby zwischen dem 1. FC Magdeburg und dem Halleschen FC. Das durch die traditionelle Rivalität emotional aufgeladene Match in der Landeshauptstadt bedeutet einen Großeinsatz für eine Landespolizei, die gerade ihre Leistungsfähigkeit erschöpft. "Es gibt jetzt mehr Hochrisikospiele. Wir stoßen mit unserem Personal an die Grenze, das ist auf Kante", sagte Landes-Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) der MZ.

56 Ostderbys gibt es in dieser Saison allein in der dritten Liga. Alle sind vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) als Hochrisikospiele eingestuft. Die Begegnung am Sonntag in Magdeburg wird von 500 Beamten abgesichert. Das schafft die Landespolizei nicht alleine, fünf Bundesländer werden Beamte als Verstärkung schicken. Das ist üblich, die hiesige Bereitschaftspolizei wird auch zu Einsätzen außerhalb des Landes geschickt. Allein an diesem Wochenende standen und stehen zwei weitere Ostduelle an: gestern Dresden gegen Erfurt, am Samstag Cottbus gegen Chemnitz.

Die Belastung ist gestiegen, weil der 1. FC Magdeburg aufgestiegen ist und nun wie der HFC in der dritten Liga spielt. Da beide Vereine immer versetzt ihre Heimspiele austragen, muss an jedem der 38 Spiel-Wochenenden in einer Stadt ein Heimspiel abgesichert werden.

Stahlknecht betont, dass der "Fußball nicht alleine schuld" daran ist, dass die Polizei an ihre Grenzen stößt. Hinzu kämen noch Einsätze zu Magida, Legida und Pegida, Neonazi-Aufmärschen und neuerdings zur Bewachung von Flüchtlingsheimen. Von all diesen zusätzlichen Aufgaben sei noch keine Rede gewesen, als die Pläne zur Polizeistruktur gemacht wurden. "Wir müssen prüfen, ob wir den Einstellungskorridor hochsetzen können", so Stahlknecht. Darüber will er im Kabinett mit seinen Kollegen beraten. "Ich will das in Ruhe besprechen, aber mit Nachdruck." Aktuell gibt es gut 6 000 Polizisten.

Die in Magdeburg stationierte Bereitschaftspolizei besteht aus drei Hundertschaften. Das sind die hauptsächlich durch die Sondereinsätze belasteten Beamten. Laut Ministerium hat die Bereitschaftspolizei einen Berg von 80 000 Überstunden angesammelt. Die sollen in der Regel unter der Woche durch Freizeit abgebaut werden, was durch den Zuwachs an Aufgaben offenbar nur begrenzt funktioniert. Die Stimmung bei der Bereitschaftspolizei sei noch gut und die Beamten machten einen guten Job, so Stahlknecht. Doch die Beamten kämen wegen der vielen Einsätze quasi "nicht mehr aus den Stiefeln". Deswegen müsse eine Aufstockung diskutiert werden.

Die Fußball-Vereine will Stahlknecht nicht für das Problem verantwortlich machen. "Ich bin auch Sportminister und freue mich über den Aufstieg des FCM. Ich würde es auch gerne sehen, wenn eine unserer Mannschaften in der zweiten Liga spielen würde." Die Vereine zur Kasse für den Polizeieinsatz bitten will er ebenso nicht. "Unsere Vereine haben ein begrenztes Budget. Dann hätten sie weniger Geld für ihre sportliche Entwicklung und Nachwuchsarbeit", so Stahlknecht.

Kommentar Seite 4, Sport

"Wir stoßen mit unserem Personal an die Grenze."

Holger Stahlknecht (CDU)

Landes-Innenminister


Quelle:MZ