Bayer 04 verpasst die Sensation in Barcelona
News Team, 30.09.2015

Kurz vor Schluss gab es in Barcelona ein böses Erwachen für die Elf von Bayer04 Leverkusen: Innerhalb von nur zwei Minuten gelang es dem FC Barcelona, das Spiel zu drehen.
BARCELONA.
In den vergangenen Tagen wurde viel über den 7:1-Sieg des FC Barcelona gegen Bayer 04 vor dreieinhalb Jahren gesprochen. Aber dennoch: Durchaus zuversichtlich, aber auch nicht ganz ohne Angst, dass es wieder so oder ähnlich kommen könnte, waren die Leverkusener am Dienstagabend im Camp Nou angetreten. Lange sah es dann jedoch so aus, als würde der Werkself sogar eine Sensation gelingen. Letztlich genügten den Katalanen allerdings zwei effiziente Minuten in der Schlussphase, um das Spiel doch noch zu drehen und mit 2:1 (0:1) zu gewinnen.
Bayer 04-Trainer Roger Schmidt hatte sich dazu entschieden, Stefan Kießling erneut zunächst auf der Bank zu lassen und stattdessen mit Kevin Kampl im Mittelfeld und Chicharito als Stürmer zu beginnen. Bei Barca wurde der am Knie verletze Lionel Messi ersetzt durch Sandro Ramirez, einen 20 Jahre jungen Flügelstürmer aus dem vereinseigenen Nachwuchs.
Javier Hernández musste zwischenzeitlich kurz mal durchatmen
(BILD: DPA)
Es lag allerdings nicht bloß an der Abwesenheit des argentinischen Superstars, dass sich recht früh und mit großer Sicherheit prognostizieren ließ, dass dieses Spiel nicht so verlaufen wie das letzte Duell der Teams im Camp Nou. Schon nach 67 Sekunden hatte Chicharito nach Vorarbeit von Karim Bellarabi eine große Chance zur Führung für die Werkself, scheiterte mit seinem Schuss jedoch an Marc-André ter Stegen im Tor des spanischen Meisters.
Auch danach bemühten sich die Leverkusener erfolgreich, dem an diesem Abend alles andere als übermächtigen Gegner mit einer Mischung aus Mut und Willenskraft entgegenzutreten. Die Folge war ein nett anzusehendes Spiel mit vielen leidenschaftlichen Zweikämpfen und allerlei Offensivszenen – und zwar auf beiden Seiten.
Der Leverkusener Torwart Bernd Leno parierte zunächst einen Kopfball des ehemaligen Schalkers Ivan Rakitic und gewann dann das direkte Duell gegen Ramirez (10). Auf der anderen Seite verfehlte Kampl das Tor mit einem Schlenzer nur knapp (19.). Und dann traf Kyriakos Papadopoulos: Nach einem Eckball von Hakan Calhanoglu konnte der Grieche den Ball ungestört ins kurze Eck wuchten, weil Ter Stegen ins Leere griff – 1:0 für Leverkusen (23.).
Normalerweise folgt, wenn Barça überhaupt einmal zurückliegt, eine wütende Angriffswelle der Katalanen. Aber nicht am Dienstagabend, ganz im Gegenteil, Bellarabi hätte nach einem fantastischen Dribbling gegen Gerard Piqué sogar auf 2:0 erhöhen müssen, doch Ter Stegen parierte den Schuss des Nationalspielers.
Stefan Kießling im Zweikampf mit Barcelonas Jeremy Mathieu
(BILD: AP)
Erst danach fand Barcelona zu gewohnter Kombinationsqualität – und setzte Leverkusen vor dem Ende der ersten Halbzeit gehörig unter Druck: Ein abgefälschter Schuss von Neymar prallte gegen den Pfosten, Sekunden später rettete Papadopoulos gegen Ramirez auf der Linie. Dann war Pause – höchste Zeit zum Durchatmen.
Wenige Minuten nach dem Beginn des zweiten Durchgangs wurden die Spieler des FC Barcelona ausgepfiffen – nicht von den mitgereisten Leverkusenern, sondern vom eigenen Publikum. Es war ja nicht nur so, dass ihnen zu diesem Zeitpunkt herzlich wenig einfiel in der Spielgestaltung, nein: Chicharito hätte sogar für Leverkusen erhöhen müssen, als er nach einer Flanke von Bellarabi aus wenigen Metern erstaunlich weit über das Tor schoss (50.). Roger Schmidt hatte genug gesehen, holte den Mexikaner vom Platz und warf Stefan Kießling in den Angriff.
Erst danach passierte das, was schon viel früher zu erwarten war: Barcelona übernahm die Kontrolle und erhöhte die Angriffsfrequenz. In diesen Phasen zählt es als Gegner der Katalanen freilich bloß noch, kein Gegentor zu kassieren. Und nach weit mehr als einer Stunde hatte Barça zwar stets um die 75 Prozent Ballbesitz – aber noch immer nicht ausgeglichen.
Ramirez (52.), Neymar (57.), Piqué (71.) nutzten gute und beste Chancen nicht. Dann aber gelang Sergi Roberto der verdiente Ausgleichstreffer (80.), zwei Minuten später erzielte der bis dahin unauffällige Luis Suarez das Tor zum 2:1 – und die Sache mit der möglichen Sensation hatte sich für Bayer 04 erledigt.
Quelle:MZ