Warum läuft es nicht?
News Team, 30.09.2015

Der TSV Mosigkau, Germania Roßlau und der ESV Lok Dessau finden sich am Ende der Tabelle wieder. Die MZ analysiert die Gründe.
Zum zweiten Mal in Folge am Tiefpunkt: Kein Dessau-Roßlauer Team aus der Fußball-Landesklasse konnte am vergangenen Wochenende punkten - wieder einmal. Das Trio belegt nach sieben Spieltagen die ernüchternden Tabellenplätze 13, 15 und 16. Warum es momentan nicht läuft, versucht die Mitteldeutsche Zeitung zu analysieren.
TSV 1894 Mosigkau
Noch steht die Mannschaft von Trainer Rainer Müller mit sechs Punkten auf dem Konto über dem Strich. Die zwei Siege aber wurden ausgerechnet in den Derbys gegen Roßlau (4:1) und Lok (5:3) eingesammelt. Zwar musste man mit Friedersdorf, Trebitz und Möhlau schon gegen drei Gegner von der Tabellenspitze antreten, die nicht der Maßstab des TSV sind, doch die 1894er zogen auch gegen Mittelfeld-Teams wie Jessen und Gräfenhainichen den Kürzeren.
Fünfergruppe hängt schon zurück
Zwischen dem TSV Mosigkau und Roßlau hat sich in der Tabelle Grün-Weiß Piesteritz II mit vier Punkten eingenistet. Über dem TSV steht Aken mit sechs Punkten. Schon vier Punkte nach nur sieben Spielen trennen Platz zwölf und zehn. Der Anschluss ans untere Mittelfeld ist daher ein hartes Stück Arbeit. (fz)
Auffällig ist, dass die Mosigkauer knappe Resultate erzielen (ausgenommen Friedersdorf und Möhlau) und eigentlich auf Augenhöhe agieren. „Wir spielen immer gut mit“, sagt auch Kapitän Marcel Schöne, „machen aber unsere Chancen nicht rein.“ Es fehlt die letzte Konsequenz, der unbedingte Wille, um daraus Kapital zu schlagen. „Es sind zu wenige beim Training“, sagt Mittelfeldspieler Toni Blume. Sein aktuell verletzter Kapitän will aber keinem einen Vorwurf machen: „Es arbeiten viele in Schichten, schaffen es so nicht zum Training. Viele Studenten trainieren gar nicht.“ So kann ein Fortschritt - wofür das Training da ist - nicht erzielt werden. Zudem verfügt Rainer Müller über einen extrem dünnen Kader und muss aufgrund der Ausfälle von Max Schulz (Schlüsselbeinbruch) und Marcel Schöne (Bandscheibe) ständig rotieren. „Wir können uns nicht einspielen - haben jede Woche eine andere Verteidigung“, erklärt Schöne. Das stellen auch die 20 Gegentore unter Beweis. Mit zwölf erzielten Treffern liegt das Heil des TSV in der Offensive - bisher jedoch ohne größeren Erfolg.
SV Germania Roßlau
Dass Potenzial beim Vorletzten vorhanden ist, zeigten der Sieg gegen den Staffelfavoriten CFC Germania (1:0) und die Partien auf Augenhöhe gegen Reppichau (0:1) und Klieken (2:4). Das Abtsdorf-Spiel (0:5) liegt aber auch schon hinter den Germanen. Die Niederlage gegen den HSV Gröbern wurde als herbe Enttäuschung abgetan, doch der HSV ist besser als der Tabellenplatz. Gröbern musste in den ersten fünf Ligapartien gegen alle Favoriten antreten.
Die Umstellung von Kreisoberliga auf Landesklasse wird für Roßlau auch noch einige Zeit beanspruchen - und Lehrgeld zahlen gehört für einen Liganeuling dazu. „Wir nutzen unsere Chancen nicht und dann schlägt es hinten ein“, erklärt Spielmacher Christopher Mieth. Der schwächste Angriff der Liga (nur sechs Treffer) bekommt in den nächsten zwei Partien aber Gegner (Piesteritz II und Aken), gegen die er treffen muss. Und auch punkten.
ESV Lok Dessau
Das Schlusslicht kann die Abgänge der drei Leistungsträger Daniel Baßin (Friedersdorf), Mario Bohmeyer (Sandersdorf II) und Stephan Schulze (Reppichau) bisher nicht annähernd kompensieren. Wenn dann noch Marcel Lorch ausfällt, steht Lok vor argen Problemen. „Die erste Halbzeit wird vernachlässigt“, erläutert Lok-Angreifer Martin Orling einen interessanten Fakt. In der Tat hätte Lok Dessau drei Punkte mehr, würde nur die zweite Halbzeit in die Wertung gehen. „Ich denke mal, dass wir da zu nervös sind“, versucht Abwehrspieler Jens Stephan einen Grund zu finden, „aber haben hinten raus immer noch Luft.“
Die große Schwäche sind Standards - elf der 25 Gegentore (schwächste Abwehr der Liga) fielen durch einen ruhenden Ball. „Wir schießen die Tore selber, durch dumme Fehler“, ärgert sich der Abwehrchef auch darüber, dass manche die Situation verkennen: „Der Biss ist bei einigen nicht da.“ In der Tat verlieren die ESV-Kicker vor Gegentoren die entscheidenden Zweikämpfe im Mittelfeld.
Lok konnte bisher nur gegen Kemberg gewinnen, das jetzt auf Rang zehn steht - es scheint also weitaus mehr möglich. Reppichau, Klieken und Friedersdorf sind als Gegner abgehakt, mit Köthen und Abtsdorf kommen nun weitere Kontrahenten von ganz oben - es wird sehr schwer.
Fazit
Auch die Liga ist stärker geworden und hat an Qualität zugenommen. „Auf jeden Fall“, stimmt Marcel Schöne zu. Dass der große Ligafavorit aus Reppichau alles andere als souverän ist und nach zwei Niederlagen derzeit nur Rang vier belegt, untermauert das. Finanzielle Mittel spielen selbst in der 8. Liga schon eine Rolle, da können und wollen Mosigkau, Roßlau und Lok nicht mithalten. Zudem spielen in den drei Dessau-Roßlauer Clubs hervorragende Fußballer mit viel Qualität, aber eben auf drei Vereine verteilt - würden die Kräfte gebündelt werden, wäre man einen Schritt weiter. (mz)
Quelle:MZ