Das Rotieren nach der Rotation
News Team, 02.11.2015

3. LIGA Der Hallesche FC bringt sich durch viele Umstellungen zunächst selbst in Probleme. Ein Wechsel zur Pause ist entscheidend für das Remis gegen Köln.
VON KARL EBERT
HALLE/MZ - Peter Müller hatte Redebedarf. Schon kurz nach dem Abpfiff der Drittliga-Partie zwischen dem Halleschen FC und Fortuna Köln ging der Schiedsrichter-Beobachter der Deutschen Fußball-Bundes unruhig vor der Kabinentür der Referees hin und her. Ganz unüblich zur gängigen Praxis, nach der die Beobachter den Unparteiischen erst einmal 15 Minuten Zeit lassen, um sich zu sammeln. Aber wahrscheinlich wollte Müller möglichst schnell Aufklärung zu jener Szene in der Nachspielzeit, die die Gemüter noch lange nach dem Abpfiff erhitzte.
Kölns Kapitän Daniel Flottmann hatte den enteilenden HFC-Stürmer Osayamen Osawe im Strafraum mit beiden Armen zu Boden gerissen. Doch weil der Pfiff von Referee Florian Badstübner ausblieb, endete die Partie 1:1. "Einen klareren Elfmeter gibt es gar nicht", meinte der Gefoulte später. Und auch Selim Aydemir beschwerte sich heftig. "Ich stand direkt daneben. Der hat klar den Ellbogen ausgefahren."
Ein Elfmeter hätte dem HFC womöglich noch einen Sieg beschert, der aufgrund der Steigerung in der zweiten Halbzeit verdient gewesen wäre. Aber hätten die Rot-Weißen ihre klaren Chancen zuvor genutzt, wäre es nicht nur bei einem Punkt geblieben.
Trainer Stefan Böger hatte die Niederlage in Chemnitz zum Anlass genommen, gleich vier neue Spieler in seine Startelf einzubauen. Die Außenverteidiger Dominic Rau und Jonas Acquistapace mussten Marcel Baude und Andre Wallenborn Platz machen. Im defensiven Mittelfeld bekam der starke Maximilian Jansen den Vorzug vor Kapitän Tim Kruse. Und auf der rechten Seite durfte Björn Ziegenbein erstmals von Beginn an ran.
Diring als Zehner überfordert
Doch damit nicht genug der Rotation. Sören Bertram musste nach dem Ausfall des angeschlagenen Florian Brügmann wieder auf die linke Außenbahn. Und Dorian Diring wurde zu einem überforderten Zehner hinter Stürmer Osawe. Die Konsequenz: Bögers Rotation brachte 45 Minuten lang erst einmal nur die eigene Mannschaft ins Rotieren. Präsident Michael Schädlich sprach in der Pause von einem "aufgescheuchten Hühnerhaufen". Und auch Böger musste später eingestehen, dass er sich das Ganze anders vorgestellt hatte: "Wir sind in der ersten Halbzeit überhaupt nicht ins Spiel gekommen und haben den Kölnern nur zugesehen. Nach dem Seitenwechsel war das deutlich besser. Da haben wir auch guten Fußball gespielt. Nur die Präzision und Sauberkeit im Abschluss fehlten."
Dabei hatte Böger in der Pause nur eine Veränderung vorgenommen. Diring musste raus, Bertram übernahm wieder den Zehner-Part, den er zuletzt bestens ausgefüllt hatte, Aydemir spielte fortan links. Die Folge: fast 45 Minuten Einbahnstraßen-Fußball in Richtung Kölner Tor mit hochkarätigen Möglichkeiten von Ivica Banovic (57., 74.), Osawe (60.) und Ziegenbein (60.), der aus zehn Metern das leere Tor nicht traf. Erst Osawe machte es acht Minuten vor dem Abpfiff besser und rettete mit seinem achten Saisontreffer einen Punkt.
Wechsel werfen Fragen auf
Warum also eine solch große Rotation in der Startelf, die durch den Ausfall von Brügmann nur auf einer Position hätte geändert werden müssen. Bögers Antwort klang ein wenig trotzig. "Ich lasse mich bei der Aufstellung nicht von Ergebnissen leiten", entgegnete er. "Ich schaue mir Spiele und die Spieler an. Da sind viele Details entscheidend - aus dem Spiel, aber auch aus dem Training."
Maximilian Jansen und Marcel Baude zahlten dem Trainer das Vertrauen zurück. Wallenborn und Ziegenbein fehlt einfach Spielpraxis. Doch der Versuch mit Diring auf der Zehnerposition sollten spätestens jetzt Vergangenheit sein.
"Wir sind in der ersten Halbzeit nicht ins Spiel gekommen."
Stefan Böger
HFC-Trainer
SPERRE
Engelhardt schaut zu
Marco Engelhardt sah in der 58. Minute der Partie gegen Fortuna Köln nach einem Foul an Julius Biada seine fünfte Gelbe Karte und muss deshalb am Freitag im Auswärtsspiel beim VfL Osnabrück zuschauen. Der Kapitän ist der erste HFC-Spieler, den dieses Schicksal in dieser Saison ereilt. Tim Kruse, Dominic Rau und Dorian Diring sind mit bislang drei Gelben Karten die nächsten Kandidaten für eine Sperre.Engelhardt muss damit schon zum zweiten Mal in diesem Spieljahr pausieren. Der Abwehrchef der Rot-Weißen ist auch der einzige Spieler, der in dieser Serie bereits einen Platzverweis kassierte. Nach Gelb-Rot in Cottbus war er am zweiten Spieltag gesperrt
Quelle:MZ