Piks für Kicker und Fans?
Presse Team, 10.02.2021

UMFRAGE Eine mögliche Impfpflicht wird im Kreis kontrovers diskutiert. In den Clubs wird auf Freiwilligkeit gesetzt. Vor der Spaltung der Gesellschaft wird gewarnt.
Piks für Kicker und Fans?
VON MICHAEL HÜBNER
WITTENBERG/MZ Lars Ries hält es für möglich, dass künftig vor dem Mitwirken an einem Fußballspiel ein Impfpass vorgelegt werden muss. Das erklärt der Wörlitzer Moderator während eines regionalen Sport-Talks. „Ich bin bei dem Thema zwiegespalten“, gesteht der Experte auf MZ-Anfrage. Das Problem sei aber im Moment kein aktuelles. Amateur-Kicker könnten nach seiner Meinung „frühestens im September“ mit dem Piks rechnen.
Der Blick auf die Bundesliga
Im Profi-Bereich sei dies aber anders. Da nimmt die sehr kontroverse Debatte gerade richtig Fahrt auf - auch mit Blick auf die Zuschauer. Erste Bundesliga-Manager fordern, dass Geimpfte wieder ins Stadion dürfen. Auch das kann sich Ries für Spiele in der Landesklasse nicht vorstellen. „Wer soll denn das kontrollieren?“, fragt er sich. Und nicht nur er. Die Kontrolle des Impfstatus am Stadion sei schwierig, heißt es zum Beispiel in Aue. Der Zweitligist setzt stattdessen auf ein „funktionierendes Hygienekonzept“. RB Leipzig plädiert - auch viele Wittenberger sind bei den Partien dabei - für ein einheitliches Vorgehen in der Bundesliga.
Dagegen hat Rene Mikolaizek eine klare Meinung. „Eine Impflicht für Fans macht überhaupt keinen Sinn“, sagt der Cheftrainer vom Kreisoberliga-Spitzenreiter VfB Gräfenhainichen. „Bei uns gibt es keine Tausende Zuschauer. Da reicht ein ordentliches Hygienekonzept für den Besuch von Stadion und Gaststätte“, so der Übungsleiter. Anders sieht er die Situation bei den Kickern. „Da bin ich kein Experte. Diese Frage müssen Virologen beantworten“, sagt er.
„Bei einem Spiel auf dem Feld ist die Ansteckungsgefahr eher gering“, sagt der Jessener Abteilungsleiter Sebastian Müller, der auf eine entsprechende Untersuchung verweist. „Das ist aber ein sensibles Thema“, sagt der Chef, der eine „versteckte Impfpflicht“ ablehnt. Einen Piks für Fußballer oder Fans hält er „für keine gute Idee“ und stuft solch einen Vorstoß sogar als gefährlich ein.
„Ich bin ein Gegner der Impfpflicht“, sagt Kembergs Sportwart Stefan Kohnert. Jeder müsse selber wissen, ob er den Piks ablehne oder nicht. Das sei eine sehr persönliche Entscheidung. „Bei einer Ablehnung dürfen aber auch keine Repressalien drohen. Es darf auch keine Benachteiligungen gegenüber Geimpften geben“, so Kohnert.
„Das ist ein schwieriges Thema mit Für und Wider“, so Dirk Pannier. Der Abteilungsleiter von Einheit Wittenberg lehnt eine Zwei-Klassen-Gesellschaft ab.
Manager lehnt Zwang ab
Auch Patrick Pusch warnt vor dem möglichen „Spalten der Gesellschaft“. Der Mann ist Handball-Manager vom SV Grün-Weiß Wittenberg-Piesteritz. Und auch in dieser Sportart gibt es ähnliche Debatten. „Ich werde niemanden zwingen, sich impfen zu lassen“, so Pusch.
Gegen Bevorzugung der Sportler
Knapp drei Viertel der Deutschen lehnen die Bevorzugung von Spitzensportlern bei Corona-Schutzimpfungen ab. Dies geht aus einer repräsentativen Umfrage von infratest dimap im Auftrag des WDR-Magazins „Sport inside“ hervor. 73 Prozent sind der Meinung, Athleten bevorzugt zu impfen, gehe in die falsche Richtung. Bei Frauen (78 Prozent) ist diese Ablehnung höher als unter Männern (67 Prozent). Etwa ein Viertel (24 Prozent) der Befragten sprach sich dafür aus. Auch Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, hatte zuvor eine Bevorzugung von Athletinnen und Athleten abgelehnt.
Quelle:MZ